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26. Januar 2022

Arthur Fischer geht nach 30 Jahren am Stadttheater in Pension

Als Regieassistent hat er auch kleine Rollen übernommen, als Chefdisponent den gesamten Terminplan des Stadttheaters organisiert: Arthur Fischer geht nach 30 Jahren am Haus in Pension.

von Marianne Fischer/Kleine Zeitung

»Anfangs hatte ich schlaflose Nächte. Man denkt pausenlos darüber nach: Was habe ich vergessen, was habe ich falsch gemacht«, erinnert sich Arthur Fischer. Viele Jahre leitete er im Stadttheater Klagenfurt das künstlerische Betriebsbüro und war als Chefdisponent für die gesamte Terminplanung des Hauses zuständig. Für eine effiziente Proben- und Aufführungsplanung musste er ständig das Orchester und den Chor, Sänger und Schauspieler, Regisseure oder die künstlerischen Abteilungen des Hauses im Blick haben.

Am heutigen 26. Jänner hat Arthur Fischer nach über dreißig Jahren mit fünf verschiedenen Intendanten seinen letzten Arbeitstag. Zuletzt hat er seine Aufgaben an Michael Eybl übergeben und war als Leiter der »Externen Projekte« Ansprechpartner für die freie Szene: »Intendant Aron Stiehl und ich hatten da sehr viel vor, wir wollten das Theater für die freie Szene öffnen und mehr Koproduktionen bringen. Durch Corona mussten wir das aber vorerst auf Eis legen«, bedauert Fischer.

Studierte Alte Musik

Seine Liebe zum Theater startete in Oberösterreich, wo er am Konservatorium Alte Musik (Blockflöte, Barock-Traversflöte) studierte. Ein Freund wechselte ans Niederösterreichische Landestheater und »der Bühnenbetrieb hat mich sofort fasziniert.« Also hat er dort als Inspizient und Regieassistent angeheuert. Die Liebe zu einer Sängerin, die ans Stadttheater engagiert wurde, brachte ihn nach Kärnten: »Ihr Engagement und unsere Beziehung währten kurz, die Liebe zum Stadttheater ist geblieben«, erzählt Fischer, der im Februar 62 Jahre alt wird, schmunzelnd.

Unter Intendant Herbert Wochinz arbeitete er nicht nur als Regieassistent, sondern stand ziemlich bald auch selbst auf der Bühne: »Der Erzähler in ,Max und Moritz‘ ist ausgefallen. Wochinz und Regisseur Hanns Eybl haben kurz diskutiert und sich dann, wie in einem schlechten Film, nach mir umgedreht und gefragt: ,Kannst du so halbwegs sprechen?‘«. Er konnte – und übernahm später auch kleinere Rollen, unter anderem in der »Zauberflöte«.

Proben mit Stars

Unvergesslich ist ihm das Einspringen bei einer Probe für Der Ignorant und der Wahnsinnige mit Maria Happel und Michael Maertens: »Mit solchen Kapazundern zu arbeiten, ist natürlich aufregend. Und ich habe selten so viel gelacht wie bei dieser Probe.« Überhaupt hat er während seiner Zeit gelernt: »Je bekannter, je professioneller, desto angenehmer in der Zusammenarbeit.«

Neben vielen spannenden Begegnungen waren es vor allem die vielfältigen Herausforderungen, die die dreißig Jahre wie im Flug vergehen ließen. Dietmar Pflegerl, der ihn zum Chefdisponenten machte, vertraute ihm auch die Einstudierung der Wiederaufnahme von Anatevka am Theater an der Wien an, bei Cabaret musste der gebürtige Linzer sogar für den schwer erkrankten Regisseur einspringen: »Ein Theater ist ein Schiff, das immer Seegang hat. Man muss schauen, dass man den Kurs hält«, so Fischer, der mit seiner Frau Eva künftig mehr reisen will.

Auch über mehr Zeit für das Lesen freut er sich – auch wenn das Ausräumen des Büros angesichts der vielen Bücher eine ziemliche Herausforderung ist: »Ich träume sogar nachts davon«, erzählt er lachend. Am Stadttheater will er jedenfalls noch ein Herzensprojekt zu Ende bringen, das für Anfang Juni geplant ist: eine Lesung aus den Protokollen von jenen Prozessen, bei denen der berüchtigte Nazi-Richter Roland Freisler 31 Mitglieder des Widerstands zu Tode verurteilt hat.