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5. Mai 2022

Es ist wieder Musical-Zeit am Stadttheater! Ein Rundgang durch die Werkstätten…

Jede neue Produktion ist in ihrem Entstehungsprozess ein kleines Abenteuer für sich. Und dabei spielt es auch nicht unbedingt eine Rolle, ob gerade eine Oper, ein Schauspiel oder ein Kinderstück im Entstehen ist. Und dennoch sind die rund sieben Wochen, in denen auf die Premiere unseres Musicals hingearbeitet wird, alljährlich eine ganz besondere Zeit. Eine Zeit, die voller Vorfreude auf das Endergebnis, aber auch sehr arbeitsreich und oft herausfordernd ist…

Wir laden Sie herzlich ein: Kommen Sie mit auf einen kleinen Rundgang durch unser Haus, in dem sich im Moment gerade alles (fast) nur um Eines dreht: das große Musical dieser Spielzeit, Annie Get Your Gun!

Wie genau wird das Bühnenbild aussehen? Und: Stehen in einem Wild West-Musical wirklich nur Cowboys und -girls auf der Bühne? Alles Auslegungssache würden wir sagen… Natürlich ist da ein Textbuch mit genauen Vorgaben. Drumherum gibt es aber noch ganz viel Spiel- und Interpretationsraum, und das sowohl für die Regisseurin, als auch den musikalischen Leiter und die zuständige Bühnen- und Kostümbilder*in.

Alexandra Burgstaller, Bühnen- und Kostümbildnerin von Annie, hat bereits Monate vor der Premiere in Form von Skizzen, einem maßstabsgetreuen Bühnenbild-Modell und Figurinen präsentiert, was sie sich optisch zur Produktion überlegt hat. Und das sah dann z.B. so aus:

Mit der Abgabe der Entwürfe begann dann die arbeitsintensive Zeit in den Werkstätten...

In der Schneiderei startete die Suche nach geeigneten Stoffen und vorhandene Kostüme aus vergangen Produktionen wurden umgenäht. Für Paillettenkleider wurde ein spezieller Stoff aus Mailand bestellt. Zuschnitte, Anpassungen, erste Anproben fanden statt. Gleichzeitig suchten Ausstattungsassistent*innen nach passenden Accessoires wie Cowboyboots, Hüten im „American Style“, speziellen Damenhandschuhen und Schmuck. Innerhalb von wenigen Wochen entstanden rund 200 Kostüme in unserer Schneiderei – eine schneiderliche Meisterleistung!

Vorgefertigte Möbel-Rohteile kamen mit dem Transportlift aus den Werkstätten im Keller hinauf in den Malersaal. Hier bekamen sie den Feinschliff, den sie für ihren „Auftritt“ auf der Bühne brauchten. Mit kritischem Blick und viel Liebe zum Detail wurde hier zugeschnitten, geklebt, gespachtelt, gemalt, gesprayt, modelliert, geformt… bis letztendlich große und kleine Kunstwerke den Raum verließen.

Für die Wild West-Atmosphäre von Annie brauchte es z.B. Kakteen. Für diesen länglichen Kaktus wurden ein einfaches Baurohr, Eva-Foam (ein elastisches Plattenmaterial) und Farbe verwendet. Für einen runden Kaktus wurde ein gekauftes Sitzpolster farblich passend besprüht.

Eine Faustregel, die bei Requisiten fast immer gilt: Einfallsreichtum kann helfen, viel Geld zu sparen!
Fotos aus Büchern und dem Internet dienten als Arbeits- und Modelliervorlage für die Bison-Köpfe. Für Annie gab es sogar einen echten Tierschädel als Anschauungsmaterial.
Nach den Plänen der Bühnenbildnerin entstanden Podeste, Dekoteile und eine drehende Zielscheibe.

Viel zu tun gab es natürlich auch für alle Mitarbeiter*innen unserer Abteilung Maske. Für Annie mussten mehr als 20 neue Perücken geknüpft werden – wenn man weiß, dass es bis zu 60 Stunden Knüpfzeit braucht, um eine einzelne Perücke fertig zu stellen, weiß man auch um den enormen Aufwand! Insgesamt 83 Perücken sind bei jeder Vorstellung von Annie im Einsatz. Sie nach jedem »Auftritt« zu waschen und neu zu stylen, ist natürlich ebenfalls Arbeit der Maske. Doch damit nicht genug:  bereits zwei Stunden vor Vorstellungsanfang beginnen die insgesamt 12 Mitarbeiter*innen der Maske, die Ensemblemitglieder für ihren Auftritt zu schminken und zu frisieren. Damit das innerhalb kürzester Zeit zu bewerkstelligen ist, gibt es schon Wochen vorher Probetermine mit den Darsteller*innen.

Meist gibt es bis zum allerletzten Tag vor der Premiere noch in allen Bereichen einmal größere, einmal kleinere Änderungen. Mit dem Bewusstsein, welchen enormen Aufwand jede einzelne Produktion mit sich bringt, wächst natürlich auch das Verständnis für die große Freude über jede gelungene Premiere…