Florian Carove spielt die Titelpartie in Ödön von Horváths Komödie Figaro lässt sich scheiden. Die Premiere musste zweimal verschoben werden. Nun soll sie am 4. Februar stattfinden.
von Marianne Fischer/Kleine Zeitung
Zweimal musste die Premiere von Figaro lässt sich scheiden verschoben werden. Am Freitag soll Ödön von Horváths Komödie nun endlich im Stadttheater das Licht der Welt erblicken. Das selten gespielte Stück schließt inhaltlich an Mozarts »Figaro« an: Graf und Gräfin, Figaro und Susanne müssen vor einer Revolution aus der Heimat fliehen. Erstere stürzen in Armut ab, Figaro macht sich mit einem Friseurgeschäft selbstständig und versucht, es seinen Kunden recht zu machen. Für Susanne ist er damit zum Spießer geworden und die Ehe zerbricht. In der Titelpartie ist der Wiener Schauspieler Florian Carove (46) zu sehen.
Wie ist es Ihnen mit den Verschiebungen gegangen?
Florian Carove: Das war anstrengend, man ist in einem seltsamen Zwischenzustand. Aber das Ensemble ist super und diese Erfahrung hat uns zusammengeschweißt.
Sie spielen die Titelpartie. Wie ist denn dieser Figaro?
Nicht mehr der lustige Figaro aus den Opern, sondern jemand, der mürbe geworden ist und an seinen Idealen scheitert. Ein bisschen ein Opportunist, aber auch ein Realist. Die Figur hat Risse, das macht sie so spannend. Figaro versucht, aus der Not das Beste zu machen und irgendwie durchs Leben zu kommen.
Und dabei bleibt Susanne auf der Strecke?
Die Beziehung scheitert, weil man dem anderen nicht mehr zuhört. Dabei lieben sie sich weiterhin, aber manchmal ist Liebe nicht genug.
Horváths »Figaro« ist auch eine Fluchtgeschichte und damit besonders aktuell?
Die Themen Abgrenzung und Ausgrenzung sind immer aktuell. Ich kenne das aus persönlicher Erfahrung. Ich bin in Wien aufgewachsen, habe aber polnische, ungarische und italienische Wurzeln und schaue halt nicht sehr österreichisch aus. Aufgrund meines dunklen Aussehens und meiner Nasenform bin ich sehr oft verspottet und als »Ausländer« beschimpft worden. Ich habe lange gebraucht, um mich zu akzeptieren und ein Selbstbewusstsein zu entwickeln. Ich habe außerdem zwanzig Jahre lang in Frankreich gelebt und da musste ich mich auch erst einmal beweisen, bevor ich akzeptiert wurde.
In Kärnten sind Sie längst gern gesehener Gast am Stadttheater. Was war eigentlich Ihre erste Produktion?
Noch während meiner Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien holte mich Dietmar Pflegerl als Mogli für das »Dschungelbuch«, da war ich 18 Jahre alt und kam noch mit meiner Großmutter. Seither habe ich immer wieder am Haus gespielt. Und dass jetzt das »Dschungelbuch« wieder auf dem Spielplan steht, das ist etwas sehr Schönes für mich.
Und warum sollte man sich nun den »Figaro« anschauen?
Weil Horváth einen humoristischen Zugang zu ernsten Themen wie Liebe, Anpassung und politische Haltung gefunden hat. Er wertet nicht und es gibt keinen erhobenen Zeigefinger, aber es gibt Hoffnung. Und die können wir jetzt ja alle brauchen.
Florian Carove, geb. 30. Dez. 1975 in Wien. Studium am Konservatorium der Stadt Wien. Debüt als Mogli im »Dschungelbuch« am Stadttheater Klagenfurt. Ensemblemitglied u. a. Schauspielhaus Wien und Theater in der Josefstadt. Am Stadttheater war er u. a. in Die Räuber und Maria Stuart zu sehen.
Figaro lässt sich scheiden. Ab 4. Februar 2022, 19.30 Uhr. Stadttheater Klagenfurt. Termine bis 16. März 2022.