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11. Mai 2022

»Ich lieb dich« – ein behutsamer Vorschlag, wie positive Neuausrichtung funktionieren könnte

Alles beginnt und endet in der Liebe. Was nach dem Spruchtext einer romantisch-kitschigen Valentinstags-Grußkarte klingen mag, findet in Kristof Šagors Jugendstück Ich lieb dich seinen theatralischen Ausdruck. Denn da treten zwei junge Menschen in einen regen, oft wunderbar komischen Austausch darüber, was Liebe alles sein kann. Regisseur Michael Kuglitsch verrät, warum das mehrfach ausgezeichnete Jugendstück zu recht das Prädikat »besonders wertvoll« trägt.

Kristof Šagors Stück Ich lieb dich wurde 2019 bei den Mühlheimer Theatertagen als besonders wertvolles Kinderstück ausgezeichnet. Wie gelungen findest Du Šagors Versuch, jungen Leuten von heute die Liebe zu erklären?
Meiner Meinung nach hat Kristof Šagor mit Ich lieb Dich ein ganz wunderbares Jugendstück geschaffen. Wenn man nur den Titel der Produktion hört, könnte man meinen, es wird »nur« die Geschichte einer ersten Liebe zwischen zwei jungen Menschen erzählt. Aber das Stück kann so viel mehr!

Worum geht es dann, wenn nicht um die Liebe zwischen zwei Menschen?
Vielleicht könnte man sagen: um verschiedenste Ausprägungen von Liebe. Vor allem aber geht es aber auch um die Aufarbeitung eines Themas, mit dem sich ganz viele Jugendliche heutzutage konfrontiert sehen, die Scheidung ihrer Eltern. Auch der Julian unserer Geschichte ist ein solches Scheidungskind. Ein Kind, das nicht verstehen kann, Fragen stellt, alleine keine Antworten darauf findet, Erklärungen für das Geschehene sucht. Und dann in Lia eine Gesprächspartnerin findet, die mit ihm gemeinsam den Weg der Aufarbeitung beschreitet.

Ein sehr emotionales Thema…
Auf jeden Fall. Und ich finde es genial, wie Kristof Šagors seine Figuren durch diese Story durchmanövriert! Ja, jede Geschichte einer Scheidung ist tragisch, wer möchte sowas schon, aber Šagor arbeitet auf ganz wunderbare Art und Weise heraus, dass das Leben auch nach einer Scheidung der Eltern weiter geht. Und dabei hilft eine positive Ausrichtung und ein guter Freund/ eine gute Freundin, die zuhört und versteht.

Denkst Du, Kids von heute finden sich in dem Stück wieder?
Auf jeden Fall! Und dass nicht nur aufgrund der Thematik, die viele junge Leute betrifft, sondern auch aufgrund der unverwechselbaren Art, wie Kristof Šagor das Stück geschrieben hat. Er hat einfach einen tollen Zugang zu dem Thema, ist ganz behutsam in seinen Formulierungen, dabei aber vollkommen klar in den Aussagen.

Eine Scheidung und alles, was damit einhergeht, ist ja eine traurige Sache. Wie ist der Erzählton von Ich lieb dich? Geht man nach einer Stunde komplett deprimiert aus dem Raum?
Nein, überhaupt nicht… Natürlich geht es vorrangig um die Aufarbeitung von Themen wie Wut, Verletztheit und Enttäuschung. Aber dann gibt es auch ganz viele komische Situationen, die die Sinnsuche, die Reflexionsphasen der beiden Hauptfiguren auf wunderbar verspielte Weise textlich einbetten…

So quasi nach dem Motto »Alles Negative darf sein, vergeht aber auch wieder«?
Genau… Und dieser positive Zugang zu Herausforderungen des Lebens ist eines der Dinge, die den Text meines Erachtens nach so besonders wertvoll machen. Da geht’s nicht um ein »Schönreden« von unguten Dingen, sondern darum, das, was gerade da ist, anzunehmen, darüber zu reflektieren, dann aber auch wieder loszulassen, damit eine positive Neuausrichtung möglich ist.

Ich lieb dich
Von Kristo Šagor
Gastspiel der neuebuehnevillach
17. bis 19. Mai 2022 – 10.30 und 14.30 Uhr
(Orchesterprobenraum, Stadttheater Klagenfurt)

KARTEN +43 (0) 463 54 0 64
kartenkasse@stadttheater-klagenfurt.at