Andrea Eckert ist eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen im deutschsprachigen Raum. Derzeit steht die gebürtige Niederösterreicherin im Stadttheater Klagenfurt auf der Bühne und begeistert mit ihrer Darbietung der Opernlegende Maria Callas in »Meisterklasse«. Am 20.10. war die Schauspielerin in Radio Kärnten bei »Kaffee und Kuchen« zu Gast.
Foto (c) Helge Bauer
ORF-Redakteur Clemens Janout aus der Kulturredaktion sprach mit der vielseitigen Künstlerin bei »Kaffee und Kuchen«. Andrea Eckert ist heute 66 Jahre alt, sie hatte Engagements am Burgtheater, am Volkstheater in Wien oder im Theater an der Josefstadt. Sie spielt derzeit im Stadttheater Klagenfurt die Rolle der Opernlegende Maria Callas. Das Stück trägt den Titel Meisterklasse. Diese Inszenierung ist erstmals 1997 am Volkstheater in Wien aufgeführt worden. Rund 30 Jahre sind inzwischen vergangen, hunderte Vorstellungen wurden von Eckert bereits gespielt.
Zur Callas: »Das bin teilweise ich«
Auf die Frage, was sie denn an dieser Rolle nach wie vor so sehr fasziniere, sagte Eckert, es sei die Person der Maria Callas: »Sie war eine so herausragende Sängerin des letzten Jahrhunderts und eine Künstlerin, die ich derartig verehre aufgrund ihrer Haltung zur Kunst, zu ihrem Beruf, aufgrund ihrer Schonungslosigkeit sich selbst gegenüber, ihrer Wahrhaftigkeitssucht muss man schon sagen, und ihrem Talent und ihrer Stimme und ihrer Hingabe.« Diese Rolle sei eine Lebensrolle für Eckert, sagte ORF-Redakteur Janout. Auf die Frage, ob es da auch Gemeinsamkeiten gebe, sagte Eckert, als ihr 1996 die damalige Intendantin des Volkstheaters diese Rolle angeboten hatte, habe sie das Stück gelesen und gedacht: »Das bin auch teilweise ich.«
Das liege zu ganz großen Teilen auch an ihrer Lehrerin, sagte Eckert: »Meine Schauspiellehrerin, Dorothea Neff, habe ich unglaublich verehrt und sie war eine Theaterlegende in Wien. Und ihr Unterricht hat stark dem geähnelt, was Maria Callas mit ihren Studentinnen gemacht hat: Das war genauso erbarmungslos, schonungslos und sinnvoll, dass ich das Stück, glaube ich, von Anfang an – und damals war ich sehr viel jünger – gut verstanden habe.«
Die Bühne als Zufluchtsort
Erstmals in Berührung mit der Schauspielkunst kam die gebürtige Niederösterreicherin in Jugendjahren, als es ihr nicht gut ging: »In der Pubertät war ich in einer sehr schwierigen Phase, die ich alleine überhaupt nicht bewältigen konnte und ich konnte auch nicht darüber sprechen und war in großer Not. Ich wusste, ich muss an einen Ort, wo mich Menschen wahrnehmen und wo ich mich Menschen zeigen und auch offenbaren kann. Das habe ich nicht gewagt im wirklichen Leben und das wirkliche Leben ist mir auch vollkommen entglitten.«
Die Notwendigkeit, ans Theater zu kommen, war so groß, erzählte Eckert, dass ihr auch eine Absage des Reinhardt Seminars egal war. »Es war klar, dass ich das machen muss. Ich mach das jetzt.« Nach der Absage beim Max-Reinhardt-Seminar probierte Eckert verschiedene Privat-Unis in Wien, was für sie wenig zufriedenstellend war. So kam sie schließlich zu Dorothea Neff, die sie bei sich zu Hause privat ausgebildet hat: »Dass man die eigenen Emotionen der Rolle zur Verfügung stellt und sich mit ihr verbindet, das habe ich von Dorothea Neff wirklich verstanden.« Die Bühne wurde so zu Eckerts Zufluchtsort und ist es bis heute geblieben.
Großartiges Publikum in Klagenfurt
Im Gespräch mit Clemens Janout streute Andrea Eckert dem Kärntner Theaterpublikum Rosen: »Das Klagenfurter Publikum hat mich wirklich überwältigt. Ich komme aus Wien und das Wiener Theaterpublikum ist legendär gut. Aber was ich hier erlebt habe, habe ich noch nie erlebt. Ich habe noch nie erlebt – und Meisterklasse war ein riesiger Erfolg in Wien – dass das Publikum beim ersten Mal Verbeugen von mir wirklich von den Sitzen aufspringt und bravo schreit. Ich war wirklich zu Tränen gerührt. Das ist eine Herzlichkeit und eine Begeisterung und auch ein Verständnis für das Stück, das ja nicht ganz leicht zu konsumieren ist. Das finde ich großartig.Í
Die Frage, ob mit dem Beruf der Schauspielerin auch etwas anderes im Leben auf der Strecke bleibt, beantwortete Eckert mit »Ja, ganz sicher«. Andere Menschen könnten das vielleicht anders handhaben, sie habe das nie gekonnt, sagte Eckert: »Ich habe mich wirklich mit Haut und Haar in diesen Beruf gestürzt. Das hat vielleicht auch mit meiner Lehrerin Dorothea Neff zu tun, die damals gesagt hat, wenn dir irgendwas anderes einfällt, was du machen möchtest, mache es. Aber wenn du das machst, dann bist du bei einem Orden, das musst du wissen, und den kannst du auch nicht wieder verlassen. Das waren eben Lebensentscheidungen. Letztendlich habe ich immer dem Beruf den Vorzug gegeben, vor dem Privaten.«
Theater als Ort der gemeinsamen Kommunikation
Andrea Eckert tritt auch als Sängerin in Erscheinung und arbeitet gelegentlich als Filmemacherin. Doch ihr Herz schlägt für das Theater: »Es ist diese Kommunikation mit dem Publikum, was das Theater so lebendig macht und warum ich auch an das Theater nach wie vor so glaube. Ich glaube einfach daran, dass die Menschen kommen, um Geschichten erzählt zu bekommen und um daran teilnehmen zu können.«
Das Theater ist einer der letzten analogen Orte, sagte Ecker, das sollte am Theater geschätzt werden: »Ich bin nicht dafür, dass man alles im historischen Gewand spielt, aber ich glaube, man muss sich dann schon auch darauf besinnen, was denn eigentlich die Qualität des Theaters ist.« Sie glaube nicht, dass das Theater vom Aussterben bedroht ist, sagte die Schauspielerin. Im Gegensatz zur digitalen Welt sei das Theater eben noch ein Ort, »wo man gemeinsam ist und gemeinsam etwas erlebt«.
»Die Bühne ist mein Zuhause«
Wie es weiter geht, könne sie gar nicht sagen, sagte Eckert, »ich lebe doch tatsächlich im Moment und es sind immer die Dinge auf mich zugekommen«. Die Bühne sei ihr Zuhause, sage Eckert: »Und wenn ich an diesem Zuhause bin, bis mein Leben zu Ende geht, dann bin ich glücklich.«