Home Magazin»Man muss Musik so spielen, als würde sie genau in diesem Moment erst entstehen…«
22. Mai 2023

»Man muss Musik so spielen, als würde sie genau in diesem Moment erst entstehen…«

Seinen ersten Klavierunterricht erhielt der Sohn zweier Orchestermusiker im zarten Alter von vier Jahren, bereits mit zehn Jahren wurde er als Jungstudent an der Musikhochschule in Karlsruhe aufgenommen. Als er 12 Jahre alt war, debütierte er in Rio de Janeiro und startete damit seine internationale Karriere. Seitdem ist der Pianist Joseph Moog auf den großen Bühnen dieser Welt zu Hause. Am 04. Juni 2023 konzertiert er auf Einladung des Kärntner Sinfonieorchesters bei Enigma im Konzerthaus Klagenfurt. Vorfreude auf einen großen Konzertabend mit einem wahren Ausnahmetalent am Klavier!

Joseph Moog, beim KSO-Konzert Enigma wird Musik von Ralph Vaughan Williams, Pjotr Iljitsch Tschaikowski und Edward Elgar zu hören sein. Was haben diese drei großen Komponisten gemeinsam und was macht für Sie den Reiz des Programmes aus? 
Elgar und Vaughan Williams haben wunderbare Werke geschrieben und passen als britische Komponisten hervorragend zusammen. Gemeinsam ist den drei Tonschöpfern die romantische, umarmende Geste, die schwelgerische und emotional erregende Kraft ihrer Kompositionen. Für mich ist es wie der Vergleich dreier sehr ansprechender Gewässer, die man in aller Schönheit, aber auch mit der entsprechenden Demut angesichts ihrer Ursprünglichkeit und Wildheit erleben kann.

Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1 gilt als eines der bekanntesten Klavierkonzerte überhaupt. Pianist Nikolai Rubinstein jedoch, für den Tschaikowski das Stück ursprünglich schrieb, beurteilte das Werk nach dem ersten Hören als »wertlos« und »schlecht«. Was meinen Sie dazu? Genießt die Komposition zu Unrecht ihre enorme Bekanntheit?
Nein, Tschaikowskis 1. Klavierkonzert ist vollkommen zu Recht eines der beliebtesten und berühmtesten Klavierkonzerte überhaupt. Die mitreißende musikalische Dramaturgie, die Genialität und Eigenständigkeit der Themenköpfe – und all das in perfekter Ausgewogenheit der Proportion und Gestaltung – erinnert an die Vollkommenheit der Skulpturen Berninis. Wenn solche Werke jedoch Berühmtheit erlangen, steigt auch die Anzahl allzu routinierter Darbietungen. Der Schlüssel liegt für mich darin, das Stück so zu spielen, als würde es in genau diesem Moment live entstehen, quasi als Improvisation.

Manche*r Konzertfreund*in erinnert sich noch an Ihren letzten Gastauftritt hier in Klagenfurt, das war im Herbst 2021 beim Konzert Fantastique. Dass Sie erneut hier spielen, darf wohl so gedeutet werden, dass Sie Ihren damaligen Auftritt mit dem KSO genossen haben… Mit welchen Gefühlen erinnern Sie sich an das damalige Konzert und das Publikum?
Meine Mutter erzählte mir schon früh von traumhaften Kärnten-Urlauben in ihren eigenen Kindertagen und weckte so die Neugierde bei meiner jüngeren Schwester und mir. Später, als Jugendlicher in Deutschland, begegnete uns die TV-Serie Ein Schloss am Wörthersee, noch später erfuhr ich von der großen inspirierenden Wirkung der Region auf allerlei berühmte Komponisten wie Brahms, Mahler und Berg. Hier haben sie viele unvergessliche Werke geschaffen! Tatsächlich aber war der Besuch im Jahr 2021 und der Auftritt mit dem KSO mein erster Trip in diese traumhafte Gegend und ich freue mich deshalb sehr, wieder hier zu sein. Mein enger Freund Nicholas Milton hatte bereits vor Jahren von Klagenfurt und vom KSO geschwärmt – jetzt ist es Realität und ich blicke mit großer Vorfreude auf die Wiederbegegnung mit dem fachkundigen und so warmherzigen Publikum.

Und zuletzt: Welche Musik hören Sie privat am liebsten?
Klassische Musik ist auch privat mein Element, doch ich mag auch Jazz, Gospel und elektronische Musik à la Deep House oder Lounge sehr. Ansonsten bin ich sehr aufgeschlossen und keiner Musikrichtung wirklich abgeneigt.

Enigma
MEISTERKONZERT
DIRIGENT Nicholas Milton
KLAVIER Joseph Moog
Kärntner Sinfonieorchester
04. Juni 2023
Konzerthaus Klagenfurt

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