Stadttheater-Intendant Florian Scholz im WOCHE-Gespräch über seinen Abschied aus Klagenfurt.
KLAGENFURT (ig). Wehmütig blickt Florian Scholz aus seinem lichtdurchfluteten Intendantenzimmer auf den Theaterpark. Wehmütig, weil er gerne das Stadttheater geleitet hat, wehmütig, weil er die Stadt am Wörthersee und die Kärntner in sein Herz geschlossen hat. Schon zu Beginn seiner Ära bekannte der Kurpfälzer, dass er sich in Klagenfurt und sein Theater verliebt habe. „Ein Theater, das im Herzen einer Stadt steht, ist einzigartig im europäischen Raum. Ich hatte wahnsinnige Lust, mit diesem Theater zusammenzukommen.“
Modern und wagemutig
Vieles von diesem Traum sei schon eingelöst. Doch man müsste das Theater jeden Tag neu erfinden, gesteht Scholz und erinnert sich: „Man hatte ganz wunderbare Momente, aber auch ganz schwierige.“ Der Einstieg im Jahr 2012 gehörte zu den schwierigen Momenten: „Freischütz“ und „Zigeunerbaron“ wurden zur Bruchlandung. Aber sie zeigten auch, dass Scholz die Regie frei arbeiten ließ, kein Veto einlegen wollte. Dann aber kamen die Highlights. Eines nach dem anderen. Scholz setzte auf die Moderne, blieb wagemutig … und gewann! Schon nach kurzer Zeit jubelte sein Kärntner Publikum, pilgerten die Nachbarn und Theaterexperten in die Lindwurmstadt, um hier großes Theater zu erleben. Lob und Begeisterung Ein Atout nach dem anderen spielte der Intendant aus, sammelte Kritikerlob und Publikumsbegeisterung. Faszinierend der Mut, „Die Gespräche der Karmeliterinnen“ oder „Lady Macbeth von Mrzensk“ auf die Bühne zu bringen. Oder „Koma“. Und immer mischte sich der liebenswerte, bescheidene Pfälzer in den Premierenpausen unters Publikum, das längst „sein Publikum“ wurde.
Ein Neubeginn
„Ich finde es gut, dass wieder etwas ganz Neues kommt. Wenn ich hier bleiben würde, müsste ich selbst bei Null anfangen, alles neu denken.“ Mit dem Publikum habe Scholz sich „ganz schön zusammengefunden“, bemerkt der Intendant stolz lächelnd, aber ohne einen Schimmer von Eitelkeit. Zum Trost für seinen Abschied meint er: „Veränderung ist wichtig beim Theater, es muss vom Wechsel leben. Theater muss neu bleiben.“ Neu eingeführt hat Scholz das Motto der jeweiligen Saison. Heuer heißt es „No“. Mit dem „Tannhäuser“ gab es den ersten Riesenerfolg, nun holt sich „Eugen Onegin“ die wohlverdienten Lorbeeren.
Neugierig bleiben
Im Laufe der acht Jahre hat Scholz auch das Kärntnerische verinnerlicht, aber sprechen kann er unseren Dialekt „nur phantasiemäßig“, aber „mittlerweile verstehe ich alles“. In Bern, wohin er weiterwandert und wo Schwiezerdütsch gesprochen wird, wird‘s happiger. Und weil er die Kärntner Theaterbesucher versteht und mit ihnen herzlich verbunden bleibt, wünscht er sich für sie, „dass sie neugierig bleiben und dass das Theater sie auch neugierig hält“. Sie mögen genießen dürfen, schöne Momente mit großer Freude erleben. „Es soll die Menschen auch an gewisse Grenzen führen, sie herausfordern. Diese Balance soll im Theater herrschen: zwischen Hell und Dunkel, Leicht und Schwer, Freude und Schrecken – der ja auch zum Leben gehört.