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2. September 2022

Von „alten Bekannten“, Drachenzähnen und neuen Federteilen

Nach der erfolgreichen Walküre-Inszenierung im Vorjahr findet der Ring nun mit Siegfried seine Fortsetzung. Regisseur Aron Stiehl setzt in Sachen Bühne und Kostüme auf ein bewährtes Duo: Okarina Peter und Timo Dentler. Dass sie alle vier Teile des Rings als Ausstatter*innen begleiten, ergab sich eigentlich von selbst, braucht es doch ein klug und vor allem durchgängig gedachtes Gestaltungskonzept.

Schon Wochen, bevor die eigentlichen Proben mit den Sängerinnen und Sängern beginnen, starten die Mitarbeiter*innen unserer Werkstätten mit den Arbeiten für Siegfried. Ausgangspunkt sind immer die Figurinen (= Kostümentwürfe), Pläne und Modelle der Ausstatter.

Im Malersaal geben Sarah und Marie Theres einem großen »Gesteinsblock« den letzten Schliff. Was so unglaublich echt, schwer und »felsig« aussieht, ist eine Holzkonstruktion, auf der Porozell aufmodelliert wurde – so ist er leicht transportierbar, was natürlich unsere Bühnenarbeiter freut.

Schon bei der Walküre haben uns die wunderbaren Naturbilder und -stimmungen regelrecht verzaubert. Nun gibt es ein Wiedersehen mit »alten Bekannten«: Die Seilbahngondel, metaphorisches Verbindungsstück zwischen der Menschen- und Götterwelt, ist wieder prominenter Teil des Bühnenbildes.

Allerdings ist ihr Zustand nicht mehr der allerbeste, sie steckt im Waldboden und dient Mime, dem Bruder Alberichs, als Behausung.

Requisten-Details wie hier die Laufräder der Gondelaufhängung werden aus Holz in der Tischlerei gefertigt und kommen dann für einen Anstrich ebenfalls in den Malersaal.

Generell hat es sich das Ausstattungs-Team zur Aufgabe gemacht, für den gesamten Ring einen Baukasten von immer wiederkehrenden Elementen zu entwickeln, die in den vier Teilen unterschiedlich eingesetzt und ergänzt werden. Einiges verschiebt sich jedoch, war der Witterung  ausgesetzt, krankt oder ist nicht mehr intakt.

Für Siegfried neu gefertigt werden z.B. diese Masken. Von der Abnahme des Kopfabdrucks über die Modellierung bis hin zur fertigen Maske braucht es in etwa 100 Arbeitsstunden.

Jeder Drachenzahn, der letztendlich als kleines Detail auf der Bühne vorkommt, wird von Hand gefertigt.

Sänger Thomas Ebenstein, unser Mime, hat einen ersten Maskentermin, bei dem Ausstatterin Okarina mit Maskenchefin Sabine verschiedene Perücken…

…. und Kopfbedeckungen auf ihre Einsatzmöglichkeiten prüft.

Damit die Kostüme entsprechend der Figurinen der Ausstatter Okarina und Timo zeitgerecht fertiggestellt werden können, stehen für die Darsteller schon bald nach Probenstart erste Anproben-Termine am Plan. Hier unser zukünftiger »Wanderer« Markus Marquardt.

Ausstatterin Okarina begleitet jede Anprobe. Mit Kenneraugen prüft sie die vorbereiteten, noch größtenteils unfertigen, Kostüme und bespricht notwendige Änderungen mit den Mitarbeiterinnen der Schneiderei und den Ausstattungsassistent*innen. Material-Alternativen werden gesucht und Accessoires wie Kopfbedeckungen, Schmuck, Schuhe… anprobiert.

Das Kostüm von Ava Dodd, sie wird als »Stimme des Waldvogels« auf der Bühne stehen, wird bald fertig gestellt sein. Vom aufwändig gearbeiteten Oberteil, bunt mit Federn bestückt, ist Ava regelrecht entzückt: »Darf ich das dann behalten?«, lacht sie, »es ist einfach wunderbar!«.

Um Sicherheit für ihren einäugigen Auftritt zu bekommen, möchte Ava gleich ab Beginn der Bühnenproben die vorgesehene Augenklappe tragen.