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3. April 2020

„Wir passen unsere Pläne täglich der Situation an“

Stadttheater-Intendant Florian Scholz über die Zusammenarbeit mit Nachfolger Aron Stiehl, Kurzarbeit und die Verlegung der Sciarrino-Uraufführung in die nächste Saison.


Foto (c) G. Maurer

Wie verbringen Sie derzeit Ihre Tage?
Florian SCHOLZ: Jetzt, da kein Spielbetrieb ist und auch keine Proben stattfinden, bin ich bei mir zu Hause im Rosental. Viele meiner Aufgaben lassen sich sehr gut per Computer und Telefon bearbeiten. Aber etwa jeden zweiten Tag fahre ich doch kurz ins Büro, um Dringendes zu erledigen. Dort, wo ich wohne, tritt man sozusagen aus der Haustüre in Felder und einsamen Wald, da kann ich mit den Hunden in die Natur. Ich bin sehr dankbar dafür angesichts all der Herausforderungen und des Leids, denen so viele andere Menschen jetzt begegnen müssen.

Hoffen Sie noch darauf, dass es unter Ihrer Intendanz noch eine Vorstellung am Stadttheater geben wird?
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, und wir passen unsere Pläne Tag für Tag der Situation an, also möglich wäre es nach wie vor, aber ich glaube eher nicht. Ich hoffe vor allem, dass wir bzw. mein Nachfolger die kommende Spielzeit ganz regulär Mitte September mit der Opernpremiere starten kann.

Haben Sie regelmäßigen Kontakt mit Ihrem Nachfolger Aron Stiehl?
Ja, eine bessere Zusammenarbeit könnte ich mir nicht wünschen, wir stimmen uns sehr genau ab und es wird, so es dann möglich ist, auch noch im August eine sehr intensive Zeit der Übergabe geben. Jetzt, da Aron nicht nach Klagenfurt reisen kann, telefonieren wir täglich.

Die Salvatore-Sciarrino-Uraufführung fiel coronabedingt ins Wasser. Wird das bereits geprobte Stück zu einem späteren Zeitpunkt am Stadttheater herauskommen?
Ja, Glück im Unglück: Es sind alle beteiligten Sängerinnen und Sänger auch in der kommenden Spielzeit noch verfügbar, und wir können diese Welt-Uraufführung jetzt in die nächste Spielzeit hinüberretten.

Gibt es an Ihrem Theater bereits Kurzzeit-Arbeit und für wie lange ist diese Maßnahme geplant?
Der Betriebsrat und die Gewerkschaften haben der Kurzarbeit zugestimmt, und vorbehaltlich, dass auch das AMS einwilligt, gehen wir ab 1. April bis zu Beginn des Sommerurlaubs in Kurzarbeit. Falls man den Spielbetrieb früher wieder aufnehmen könnte, kann man sofort auf Normalbetrieb umschalten.

Sie haben zuletzt gesagt, dass Sie mit jeder abgesagten Vorstellung rund 20.000 Euro an Einnahmen verlieren. Wie wollen Sie dieses Minus kompensieren?
Für eine Schlussrechnung ist es jetzt viel zu früh, da das Budget von sehr vielen verschiedenen Faktoren abhängt, zum Beispiel natürlich entscheidend von der Dauer der Krise. Aber die Kurzarbeit ist natürlich der entscheidende Mechanismus, mit welchem die öffentliche Hand einem Betrieb wie dem unseren Unterstützung bietet, um eine solche Krise einigermaßen unbeschadet zu überstehen.

Wie sieht es in Ihrer künftigen Wirkungsstätte in Bern aus? Müssen Sie auch dort bereits Feuerwehr in Sachen Corona spielen?
Das „Konzert Theater Bern“ wird derzeit interimistisch vom Kaufmännischen Geschäftsführer geleitet. Ich beginne dort im Herbst mit einer Spielzeit, die vollkommen von den dortigen Spartenleitern vorbereitet ist. Also genug Zeit, sich in Ruhe einzuarbeiten.

Das Stadttheater ist geschlossen, aber zumindest via Internet aktiv. Können Sie uns das derzeitige Angebot kurz umreißen?
Das Angebot im Internet werden Botschaften und Grüße unserer Künstlerinnen und Künstler an das Publikum sein, um zu zeigen, dass wir noch da sind, und dass uns das Publikum sehr fehlt. Aber ein Theater-Surrogat kann das nicht sein. Auf echtes Theater müssen wir jetzt noch etwas warten.