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Bühne
Premiere: Do, 04.10.2018
Dernière: Sa, 10.11.2018
Gemeinsam ins Theater

10. November 2018
Einführung vor der Vorstellung und Gespräch mit Mitarbeitern des Hauses und Theaterbesuchern in der Pause. Treffpunkt 35 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Eingangsfoyer.

König Lear

Tragödie in fünf Akten von William Shakespeare / Bearbeitung nach einer Übersetzung von Wolf von Baudissin von Stephanie Mohr

Stephanie Mohr inszeniert Shakespeares König Lear mit Roman Kaminski in der Titelrolle. Entstanden um 1605, basiert der Text auf dem britannischen Märchenmotiv vom alten König, der die Liebe seiner Töchter auf die Probe stellt. Am Ende rettet die zu Unrecht verstoßene jüngste Lieblingstochter das Leben des greisen Vaters. Zu diesem glücklichen Ausgang kommt es bei Shakespeare nicht.

Mehr als in seinen übrigen Stücken griff er in die Vorlage ein und verknüpfte zudem Lears Tragödie mit dem nicht weniger erschütternden Schicksal des Grafen von Gloucester und seiner Söhne. In König Lear entwarf Shakespeare eine heillos chaotische Welt, in der familiäre Beziehungen und Generationenverträge aufgelöst, alle Bindungen zerstört und die Menschen ungeheurem und sinnlosem Leiden ausgeliefert sind. Auf der Bühne stehen u.a. Ruth Brauer-Kvam als Narr sowie Valerie Koch, Raphaela Möst und Isabel Schosnig in den Rollen der Töchter Lears.

Fotos (c) Karlheinz Fessl

Fotos Schlussapplaus (c) Thomas Hude

Bühne
Premiere: Do, 04.10.2018
Dernière: Sa, 10.11.2018
Gemeinsam ins Theater

10. November 2018
Einführung vor der Vorstellung und Gespräch mit Mitarbeitern des Hauses und Theaterbesuchern in der Pause. Treffpunkt 35 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Eingangsfoyer.

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Pressestimmen

nachtkritik.de

König Lear – Stephanie Mohr baut in Klagenfurt auf die Vielschichtigkeit der Figuren in Shakespeares Tragödie

(…) Wir bekommen den Lear und seine Mit- und Gegenspieler mit seinen und ihren gesamten Breitseiten serviert, seien sie königlichen, narrenhaften oder bösartigen Zuschnitts. (…) Über jede Figur lohnt es sich da nachzudenken, und Stephanie Mohr hat im Einzelnen sehr darauf geachtet, dass keine einseitigen Bösewichter und -wichtinnen entstehen. (…) Bis in die Nebenrollen kann man in dieser sehr genauen Regiearbeit also den Zwischentönen und manchem psychischen Widerspruch nachgehen. Ein immens starker Charakter ist Gloucester in der Gestalt von Heiner Stadelmann, der in all seiner höfischen Noblesse offenbar längst verlernt hat, zwischen echt und gespielt, zwischen Gefühl und Berechnung zu unterscheiden. (…) Stephanie Mohr arbeitet noch etwas sehr deutlich heraus: Im Lear handeln so gut wie alle Protagonisten in hohem Maße solipsistisch. Das bildhaft werden zu lassen, arbeitet der Regie das so einfache wie präzise Bühnenbild von Miriam Busch zu. Am Anfang hat es ja ganz nach Festessen unter Königen und hohem Adel ausgesehen. Eine riesige, sehr schräge Tafel, ordentlich hergerichtet mit den Versatzstücken für ein Bankett. Aber wen interessiert schon Essen, wenn ein Königreich zur Disposition steht? Die Ränke verlagern sich rasch von der Tischkante auf die Tafel selbst, die zum Laufsteg wird für das Sinistre, für die Konflikte, die nach Lears vermeintlich generösem Machtverzicht augenblicklich hervorbrechen. (…) Zum Narren unterhält Lear das einzige Vertrauensverhältnis. Ruth Brauer-Kvam diese rothaarige Figur, Welterkenntnis in trauriger Gestalt mit spitzer Zunge, ist ein denkbar großer Kontrast zu den weichen Gesichtszügen und Bewegungen des ausgestoßenen Lear, der mit seinem Parker in die raue Natur besser passt als zu den wie aus dem Ei gepellten Höflingen in ihren Anzügen. Es regnet übrigens nicht in Cornwall, viele Ketten kommen vom Schnürboden. Auch das eine jener verblüffend einfachen, suggestiven Bildsetzungen dieser Aufführung, die schließlich ungeteilte Zustimmung gefunden hat.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

(…) Der Abend im Klagenfurter Stadttheater beginnt mit einer festlich gedeckten Tafel, die schräg in den Zuschauerraum hineinragt, und endet mit den Bruchstücken ebenjenes Gigantentisches auf der von Miriam Busch im übrigen recht kahl und düster entworfenen Bühne. (…) Schon zuvor dröhnten immer wieder wie fernes Donnergrollen Trommeln im Hintergrund. Im Übrigen wird auf Effekthascherei verzichtet. Die braucht Shakespeares Lear auch nicht, wiegen doch Worte und Handlung schwer genug. Wir sehen es am Narren, hier von Ruth Brauer-Kvam in offener Zwangsjacke und mit feuerrot umkränztem, schwarzen Narrenkäppchen, gespielt. Seine Sätze künden mehr von Weisheit, aber auch Bitterkeit, als die des alten Königs selbst (…). (…) Isabel Schosnig legt ihre Goneril als harte Geschäftsfrau an. (…) Schmeichlerischer, wenngleich nicht minder grausam (…) sodann Valerie Koch als Regan (…). (…) seine Cordelia, gemordet beim Versuch, dem Vater sein Reich zurückzuerobern, in den Armen wiegend, ist wohl die Paraderolle für jeden Schauspieler. Roman Kaminski – welche Freude, ihn endlich wieder auf einer österreichischen Bühne zu erleben! – ist dieser Aufgabe gewachsen. Beleidigt von den ehrlichen Worten Cordelias bei der Reichsaufteilung, sodann spielerisch mit der Peitsche fuchtelnd langsam die Verschlagenheit und Unehrlichkeit seiner anderen Töchter erfahrend, fällt es ihm nicht schwer, die wachsende Verzweiflung und Verwirrung glaubhaft, spürbar zu machen. (…) Die große Leistung des Ensembles unter der sanften Leitung Stephanie Mohrs verdient wahrlich großen Beifall!

Der Standard

(…) Die Tragödie hat im späten Shakespeare den dunklen, grandiosen Poeten freigesetzt, der sich im Wahnsinn Edgar Gloucesters als „armer Tom“ ebenso austoben kann wie im Wahnsinn Lears und in den verrückten Wahrheiten seines Narren. Darauf gründet Stephanie Mohrs detailbedachte Inszenierung. Sie ist der Bogen, von dem aus die Wörter energiegeladen durch den Raum schwirren. Auf einer völlig überdimensionalen, schräg nach vorn gekippten Festtafel wird Vaterliebe geheuchelt, wo Habgier und Machtgelüst aus jedem Satz quellen. Schon diese weißen Blusen und schwarzen Hosen lechzen nach Aufstieg (Kostüme: Nicole von Graevenitz). Valerie Koch kann als Tochter Regan vom Säuseln sekundenschnell in Entschlossenheit fallen. Isabel Schosnig als ihre verbissene Schwester Goneril ist eine Aufsteigerin, der man nur aus dem Weg gehen kann. Und schon da, noch bevor alles Familienporzellan zerschlagen ist, beweist sich Roman Kaminski in der Hybris des Titelhelden als der emphatische Charakterdarsteller, als der er gefeiert wird. Die Festtafel besteht aus geneigten Podesten, die, auseinandergerückt, zur Landschaft um Dover werden (Bühne: Miriam Busch). Blinkend herabhängende Stahlketten veranschaulichen den strömenden Regen, der mit dem Orkan einhergeht, in den Goneril und Regan den Vater jagen. Dort versammelt man sich zum finalen Massaker. (…)

Kleine Zeitung

(…) Da wird auseinanderdividiert, ausgebremst und über Leichen gegangen, da werden die Außenseiter zu Flüchtlingen, verhüllte Köpfe rufen leicht zu befeuernde Ängste ab, Gummihandschuhe gemahnen an ein Schlachthaus. Die Regie setzt auf Zeit, die Geschichte darf sich langsam entwickeln, ehe die machtversessene Bagage (…) in den Abgrund schlittert. Der berühmte Satz des seiner Augen beraubten Gloucester, „Das ist die Seuche dieser Zeit: Verrückte führen Blinde“, gibt noch immer eine gern gehörte Diagnose her. Aus dem Ensemble ragt Ruth Brauer-Kvam in Zwangsjacke mit gewitzter Gestik als sehr präsenter Narr heraus. Roman Kaminski in der Titelrolle lässt den Lear glaubhaft verrückt und vom sturen Alten zum geläuterten Vater werden. Die Botschaft, dass man womöglich erst über den Wahnsinn zur Einsicht gelangt, ist ebenso deutlich wie absurd. (…)

Kronen Zeitung

(…) Der anfangs herrschaftlich-wild über allem stehende Lear erfährt durch Roman Kaminski die glaubwürdige Verwandlung in einen alten verrückten, vielleicht dementen Mann. Im Zentrum stehend, trägt er das Ensemble mit Erfahrung und Können souverän durch das Stück. (…) Regisseurin Stephanie Mohr lässt Übergänge akustisch unterlegt und fast schon filmisch ineinanderfließen und eröffnet dem Publikum ein multiples Spiel mit aktuellen Bezügen von Patriachat und Generationenkonflikt, an dem sowohl Kinder wie auch Väter scheitern (können), über das Zerbrechen von großen Reichen und Familien bis hin zur Natur, die zerstückelt und zerfetzt herumliegt. Hoffnung liegt in Philosophen, Blinden, Narren und Bettlern – sie tragen Wahrheit und Weisheit in sich, die eine sich täglich abrackernde Gesellschaft nicht erkennen kann.

APA

Stephanie Mohr inszeniert Shakespeares Klassiker am Stadttheater als bildstarke philosophische Parabel

(…) Blind stirbt Graf Gloucester (stark: der 75-jährige Heiner Stadelmann), der treue Gefolgsmann König Lears. Desillusioniert hält der sterbende Lear am Ende seine tote Lieblingstochter in den Armen Raphaela Möst als aufrechte Cordelia). Roman Kaminski ist der zu Beginn vor Vitalität strotzende, am Ende gebrochen in den Wahnsinn getriebene alte König. Überdimensionale Augen finden sich am Bühnenboden, der Akt für Akt auseinanderdriftet, ebenso wie auf der stückweise aufgezogenen, raumhohen Leinwand, die von Ruth Brauer-Kvam mit den Händen bemalt wird. Sie ist eine der stärksten Figuren des Stückes: Zu Beginn der irrlichternde Narr in offener Zwangsjacke und Narrenkappe, der als einziger die Wahrheit ausspricht, kommentiert, mahnt. Im letzten Akt ist sie die gespenstische, stumm in ihre comicartige Art-brut-Malerei versunkene Chronistin des tiefen (Zer-)Falls der Welt. (…)

Termine & Karten

Keine Termine vorhanden.

Besetzung

Regie
Stephanie Mohr
Bühne
Miriam Busch
Kostüme
Nicole von Graevenitz
Bühnenmusik
Stefan Lasko
Dramaturgie
Sylvia Brandl
König Lear
Roman Kaminski
Goneril, König Lears Tochter
Isabel Schosnig
Regan, König Lears Tochter
Valerie Koch
Cordelia, König Lears Tochter
Raphaela Möst
Graf von Gloucester
Heiner Stadelmann
Edgar, Gloucesters Sohn
Sami Loris
Edmund, Gloucesters unehelicher Sohn
Dennis Čubić
Graf von Kent, verstoßener Höfling
Tim Grobe
Ein Narr
Ruth Brauer-Kvam
König von Frankreich, Cordelias Ehemann
Johannes Huth
Herzog von Cornwall, Regans Ehemann
Georgios Tsivanoglou
Herzog von Albany, Gonerlis Ehemann
Thomas Sprekelsen
Oswald, Regans Diener
Reinhold G. Moritz
Ein alter Mann, ein Diener Gloucesters / Gefolgsmann Lears, Cordelias, Edmunds
Herbert Murero