Bühne
Premiere: Do, 13.09.2018
Dernière: Sa, 20.10.2018
Rusalka
Lyrisches Märchen in drei Akten von Antonín Dvořák / Libretto von Jaroslav Kvapil / In tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Die große Eröffnungspremiere der Spielzeit 2018/19 erzählt von der unmöglichen Liebe einer Wassernixe zu einem schönen Prinzen. Das ausdrucksstarke Meisterwerk wurde seit 65 Jahren nicht mehr in Klagenfurt gezeigt. Die musikalische Leitung übernimmt der neue Chefdirigent Nicholas Carter, Regie führt Eva-Maria Höckmayr, die Titelpartie singt die südafrikanische Sopranistin Pumeza Matshikiza.
Rusalka sehnt sich nach einem anderen Leben. Sie will wissen, wie es ist, ein Mensch zu sein, und muss am Ende dafür bitter bezahlen. Der Stoff geht auf eine mittelalterliche französische Sage zurück. Die Vorlage wurde im 19. Jahrhundert unzählige Male künstlerisch bearbeitet und ist nicht zuletzt durch die Walt Disney-Verfilmung Arielle, die Meerjungfrau bis heute präsent.
1900, im Jahre der Erscheinung von Sigmund Freuds Traumdeutung, schuf der tschechische Komponist Antonín Dvořák mit der Oper Rusalka ein Werk, in dem die Wirrnisse des anbrechenden Jahrhunderts ihre Schatten vorauswerfen. Rusalkas Märchenwelt bildet die Fassade, hinter der sich abgrundtief die unstillbare Sehnsucht und tragische Vereinsamung des modernen Menschen auftun. Doch Dvořáks rührende lyrische Musik lässt auf Mitleid und Versöhnung hoffen.
Dauer ca. 3 Stunden (inkl. Pause nach dem 2. Akt)
Fotos: Karlheinz Fessl
Bühne
Premiere: Do, 13.09.2018
Dernière: Sa, 20.10.2018
Podcast Einführung
Termine & Karten
Keine Termine vorhanden.
Besetzung
Musikalische Leitung
Regie
Bühne und Kostüme
Choreinstudierung
Dramaturgie
Der Prinz
Die fremde Fürstin / Ježibaba
Rusalka
Vodník - Wassermann
Der Küchenjunge
Der Förster
Der Jäger
Erste Elfe
Zweite Elfe
Dritte Elfe
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Chor des Stadttheaters Klagenfurt
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Kärntner Sinfonieorchester
Pressestimmen
Musikalische Schönheit in der Gemäldegalerie
Musikalisch beeindruckend und eine kluge Personenführung: Mit Dvořáks „Rusalka“ eröffnet das Stadttheater eine neue Saison.
Mit ganzem Herzen muss Antonín Dvořák an seiner Hauptfigur „Rusalka“ gehangen haben, denn die Melodien, die er ihr in den Mund legt, sind von ergreifender Schönheit. Und genau solche Töne, gepaart mit tiefen Gefühlen und vielen Schattierungen, verströmt jetzt Pumeza Matshikiza als Titelfigur bei der diesjährigen Eröffnungspremiere am Stadttheater Klagenfurt. Mit ihrem dunklen Sopran herrlich phrasierend, beeindruckt sie auch darstellerisch. Die ätherisch schöne und berühmte Arie „An den Mond“ gerät zum Ereignis. (…) Robert Watson ist (…) ein Prinz, der über einen wunderbar baritonal gefärbten, kraftvollen und sehr sicheren Tenor verfügt. (…) Martin Snell ist ein ausgesprochen schön und weich singender Wassermann. Mystisch, ausdrucksstark und verführerisch wirkt Ursula Hesse von den Steinen, die bezeichnenderweise sowohl die Hexe Ježibaba wie auch die fremde Fürstin singt. Auch die vielen kleineren Partien, bei denen der Klagenfurter Thomas Tischler als Blinder Förster, Iris van Wijnen als Küchenjunge, aber auch die drei Elfen hervorstechen und der Chor des Hauses (Einstudierung: Günter Wallner) singen tadellos. (…) Einen zauberhaften, duftigen Teppich legen uns der neue Chefdirigent Nicholas Carter, der damit eine exzellente Visitenkarte abgibt, und das Kärntner Sinfonieorchester zu Füßen. Die Interpretation atmet den Geist des Komponisten mit allen wunderbar ausgefächerten Feinheiten und Farben, mit Tiefgang der Instrumentation, Harmonik und Rhythmik, die an Impressionismus grenzt. Vor allem in den Lyrismen gibt es eine Intensität, die viel subtile Innigkeit verströmt. (…) Traumhafte Sequenzen in suggestiven blauen Lichtstimmungen und Traumdeutungen à la Sigmund Freud (…) wie auch Kostüme aus dieser Zeit sind zu erkennen. Die eigentliche Personenführung ist klug und detailliert, hat Sogwirkung und ist reich an Symbolen (…). Großer Jubel!
Stadttheater Klagenfurt: Fest der Stimmen zum Auftakt mit Dvořáks „Rusalka“
Wasserkind im Fegefeuer der Liebe
Eine überdimensionale Galerie – ein lebendiger Wasserraum, der die Welt von Nymphen und Menschen mühelos umfasst. Jenseits von Blau, auf dem Schlachtfeld der Gefühle, (ver)brennt „Rusalka“ als Wasserkind im Fegefeuer der Liebe und schenkt dem Publikum im Stadttheater einen Saisonauftakt voller Glanz, Poesie und Tiefe.
Regisseurin Eva-Maria Höckmayr hat der tragischen Geschichte um die Menschwerdung einer Nymphe aus Zuneigung zu einem Prinzen alles Märchenhafte genommen und Rusalka als zeitlose Metapher für die Unvereinbarkeit von Wasser und Feuer in den Echoraum der Liebe eingebettet. Hier in Julia Röslers stimmig reduzierter Bühne, verorten riesige Bilder zwei gänzlich unterschiedliche Lebensräume und lassen die Zauberwelt von Wasserwesen hart und schonungslos auf die barbarische Glut menschlicher Leidenschaft und Boshaftigkeit branden. Randständigkeit und Ausgrenzung schwimmen in dieser so intelligenten Inszenierung mit ihrer virtuosen Personenführung in jedem Augenblick mit und verdichten sich zum berückenden Abgesang, der weit ins Heute mit seiner geifernden Fremdenfeindlichkeit greift. (…) Pumeza Matshikiza trägt als zerbrechlich-naive Nixe die Last ihrer Verwandlung bis zum bitteren Ende, das sie als Verstoßene auf Wellen des Schmerzes zwischen Leben und Tod bettet. Ein stummes „weißes Reh“ unter reißenden Wölfen, das in tragischer Melancholie durch die Untiefen der Liebe irrlichtert und mit höhenmächtigem Sopran innig, feinnervig, kraftvoll (…) das verlorene Selbst beweint. Mit Robert Watson steht ein Menschenprinz an Rusalkas Seite, der einen makellosen, feinst geschliffenen Tenor voller Eleganz und Schmelz glänzen lässt, kongenial Vodník und Wassermann Martin Snell mit samtweichem, vollmundigen Bass, der seinesgleichen sucht. Als fremde Fürstin und böse Zauberin Ježibaba ist Ursula Hesse von den Steinen laszive Verführerin und abgründiges Bindeglied, die mit dramatischem „Mezzo“ zwischen den Welten pendelt, hinreißend das quirlige Nixentrio Bryony Dwyer, Feride Büyükdenktas und Veronika Dünser. Nicholas Carter, der am Donnerstag seinen Einstand als neuer Chefdirigent gibt, entlockt dem blendend disponierten KSO für Antonín Dvořáks eindringlich-aufwühlenden Opernhit prächtigen Schönklang voller akzentuierter Schärfen in perfekt ausbalancierter symphonischer Konturierung. Das Premierenpublikum belohnt drei atemlose Stunden, die wie im Flug vergehen, mit Jubel und 5-minütigem Applaus.
„Rusalka“: Gelungene Nymphenträume in Klagenfurt
(…) Dvorák komponierte seine erfolgreichste Oper Ende des 19. Jahrhunderts. Damals erschienen Malern wie Dante Gabriel Rossetti die Gewässer umso schöner, je mehr blassgliedrige Nixen und Frauenleichen sich darin tummelten. In ein Museum dieser Zeit verlegt Eva-Maria Höckmayr ihre gelungene Inszenierung. Dort steigen die gemalten Figuren aus den Bildern und beginnen zu leben. Das Konzept geht umso mehr auf, als sich sowohl Rusalka als auch der Prinz in dem, was sie für Liebe halten, bis zum bitteren Ende wortwörtlich an Bilder klammern, statt neugierig darauf zu werden, wie sie wirklich sind. Das „weiße Reh“, das der Prinz in Rusalka sieht, wird von der Südafrikanerin Pumeza Matshikiza berührend innig verkörpert; mühelos und mit großer Natürlichkeit deutet sie die im Detail durchaus komplexe und raffinierte Partitur. Revolutionär ist das spättonale Werk nicht. Aber es bereichert in seiner Einfühlung in die Prager Spielart der slawischen Tradition die Opernliteratur um eine eigene Farbe. Die leuchtet aus dieser Inszenierung mustergültig auch aus dem sonoren Bass Martin Snells als Wassermann, aus dem Tenor des glänzend disponierten Robert Watson als Prinz oder – der stimmlich komplett überzeugenden restlichen Besetzung. Bleibt noch der neue Chefdirigent des Kärntner Sinfonieorchesters, der Australier Nicholas Carter. Mit den hochmotivierten Musikern ganz auf einer Wellenlänge, sie wie selbstverständlich zum Klangkörper einend – verheißungsvoller kann man sich den Einstand eines Orchesterleiters als primus inter pares nicht wünschen.
Traum- und Trugbilder einer sich verfehlenden Liebe
Der Blick über den Tauern, ins Stadttheater Klagenfurt, dürfte sich auch in der neuen, der siebten Saison des Intendanten Florian Scholz wieder lohnen. Wie man mit – auch räumlich – eher bescheidenen Mitteln das Bestmögliche an Wirkkraft herausholt, zeigt der gut vernetzte Theaterleiter deutlich im Musiktheater. (…) Pumeza Matshikizas (…) vokales Kapital ist eine leidenschaftlich aufblühende, dabei dunkel grundierte Höhe, die sie auch hier feinherb zur Entfaltung bringt. (…) Eva-Maria Höckmayrs Regie besiedelt eine meerblaue, real-surreal changierende auf der Drehbühne montierte Zimmerflucht (Bühne und Kostüme: Julia Rösler), in der Trug und Traum – im Jahr 1900 erschien auch Freuds epochale „Traumdeutung“ – zu einer assoziativen Bildergalerie aus Meer- und Waldstücken, Nixen- und Tänzerinnen-Porträts à la Degas gerinnen. Darin mag man sich treffen, kann man sich aber auch verlieren – wie die Wasserfrau und ihr Prinz, die sich so sehr verfehlen. (…) ein hochdiskutabler, herausfordernder (…) Opernabend.