Letzten Oktober feierte sie ihren 101. Geburtstag. Nun ist die Schauspielerin und Sängerin Adrienne Pokorny, die in den 1960er-Jahren von Stadttheater-Intendant Herbert Wochinz nach Klagenfurt geholt wurde, gestorben – nach einem, wie sie auch sehr gerne erzählte, aufregenden Leben.
Kein Wunder: In dem Jahr, in dem sie in Wien zur Welt kam, wurde der Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet und das Alkoholverbot in den USA eingeführt. Ihren Vater kannte sie nicht, der ging nach Südamerika. Ihre „wunderschöne Mutter“ heiratet zweimal, der zweite Ehemann, ein K.-u-.k-Offizier, adoptierte Adrienne und gab ihr den Nachnamen, den sie nach der letzten Scheidung wieder annahm. Verheiratet war sie übrigens insgesamt dreimal. „Obwohl: Einen brauchte ich für die britische Staatsbürgerschaft“, erzählt sie einst.
„Krankenschwester wollte ich werden oder Tierärztin. Doch dann gab es nur mehr Theater, Theater, Theater“, erzählte sie einst. Ihre erste Rolle war die „Christel von der Post“ im Stadttheater Innsbruck: „Da mussten die Eltern noch unterschreiben.“ Das Londoner Palladium, die Folies Bergère in Paris, internationale Tourneen und Konzerte folgten: „Ich war auf einer US-Tournee mit einem 50-Mann-Orchester. Am Anfang haben’s meinen Koffer getragen, weil jeder ein Pantscherl anfangen wollte. Am Schluss musste ich den Koffer selber schleppen.“ Über Ehemann Jaques lernte sie Hemingway, Fidel Castro oder Aristoteles Onassis kennen. Doch die Ehe scheiterte, mit 40 musste Pokorny neu beginnen.
Durch Zufall traf sie Intendant Herbert Wochinz vom Klagenfurter Stadttheater, der sie sofort engagierte und wo sie bald zum Publikumsliebling wurde. Am Stadttheater glänzte sie in unzähligen Rollen. „Aber am liebsten war mir immer das Chanson. Das ist das Schwerste. Du kommst allein raus und musst das Publikum packen.“ Der Abschied von der Bühne nach 35 Jahren am Stadttheater fiel ihr schwer, „war aber kein Weltuntergang“. Sie blieb weiterhin rührig, unter anderem schrieb sie drei Bücher. In Erinnerung bleiben wird Adrienne Pokorny als sehr humorvolle und lebenslustige Frau. Vor allem aber als „Pokornissima“.