Für den »Vogelhändler« am Stadttheater schlüpft er in mehrere Rollen: Christoph Wagner-Trenkwitz über Operette und Klagenfurt.
(Kleine Zeitung / von Helmut Christian)
Erst letzten Montag habe Sie das Pasticcio in Ö1 moderiert. Sie sind aber nicht nur Moderator, sondern auch Dramaturg, Buchautor, Opernballkommentator und Darsteller . . .
CHRISTOPH WAGNER-TRENKWITZ: Gerade diese Abwechslung gefällt mir. Ich will nie nur Dramaturg sein, sondern moderieren, schreiben und vor allem auch spielen. Aus dieser Vielfalt beziehe ich meine Kraft und Inspiration. Und ich plane nicht immer, sondern überlasse vieles dem Zufall und dem Glück. Ich bin ein Marcel-Prawy-Schüler, von dem ich viel über das Moderieren gelernt habe.
Welche Ihrer Aktivitäten war für Sie besonders prägend?
Unter anderem seit 2001 das alljährliche Kommentieren des Opernballs. Da muss man mit Witz, aber auch Distanz und ohne allzu viel Peinlichkeit agieren. Stolz bin ich auch, dass ich als Dramaturg der Wiener Volksoper Musicals wie »South Pacific« oder »Brigadoon« zur Österreichischen Erstaufführung verholfen habe. Ich bin ein Freund des qualitätsvollen Musicals, da haben wir noch einiges vor.
Sie sind auch Intendant der Operette Langenlois. Was haben Sie heuer dort vor?
Wir spielen ab 28. Juli »Die Fledermaus« von Strauß, Corona-bedingt um ein Jahr verschoben. Ich spiele den Frosch, meine Frau singt die Rosalinde.
Wie oft schaffen Sie gemeinsame Auftritte mit Ihrer Frau, der Sängerin Cornelia Horak?
Viel zu selten, aber immer wieder. Ich bin immer glücklich, wenn wir gemeinsam arbeiten können. Meist moderiere ich und sie singt. So traten wir schon zweimal in Klagenfurt bei »Klassik im Burghof« auf.
In Klagenfurt waren Sie ja schon häufig zu Gast . . .
Ich bin sehr gerne in Klagenfurt. Mir gefallen die Leute, die Stadt und die Ruhe hier. Ich habe hier und im Schloss Porcia in Spittal als sieben- oder achtjähriger Bub meine ersten Theatereindrücke bekommen. Ich habe auch beim früheren Intendanten des Stadttheaters Josef Köpplinger alle Einführungsmatineen gemacht und durfte beim »Zauberer von Oz« mitwirken, wo Aron Stiehl Regie führte. Das war unsere erste Zusammenarbeit. Es ist übrigens das schönste Theater, das ich kenne, von der Architektur her, mit dem herrlichen Park rundum und mit hochmotivierten Leuten. Mit Stiehl bin ich mittlerweile gut befreundet, er ist ein total sensibler Künstler.
Wie stehen Sie zu Zellers »Vogelhändler«, der kommenden Samstag Premiere hat?
Mit dem Stück habe ich so meine Probleme. Die Musik ist zwar wunderschön, aber die Handlung ist nicht ganz erträglich. Aber jetzt hat Aron Stiehl eine knappe, knackige Fassung von unter zwei Stunden geschaffen. Er hat auch viele neue Ideen eingebracht, ohne der Operette Gewalt anzutun. Denn sonst funktioniert das Genre nicht. Man muss Operetten liebevoll an sich heranziehen, und ohne, dass sie verstaubt wirken, inszenieren.
Wie zwei Veteranen aus dem »Zauberer von Oz« sitzen der Stoffhund Toto, der von einem Puppenspieler bedient wird, und ich in einer Loge auf der Bühne. Wir sind die Erzähler mit einem situationsbedingt ziemlich freien Text, der jeden Abend anders sein wird. Außerdem bin ich Würmchen, Professor der Zoologie, und singe mit meinem Professorenkollegen Süffle das Couplet »Ich bin der Prodekan«. Dann bin ich kurz Jette, eine Kellnerin, sogar im wunderschönen Dirndlkleid und schließlich der Kurfürst, der im Stück sonst nie auftritt. Ich habe unentwegt zu tun, muss mich ständig umziehen und habe nie Zeit, dazwischen in die Kantine zu gehen.