10. Februar 2022

»Die wahre Kunst einer musikalischen Interpretation besteht darin, etwas vollkommen Neues zu erschaffen…«

Seinen großen musikalischen Durchbruch schaffte der Brite Alexander Ullmann, als er 2011 den Internationalen Franz-Liszt-Klavierwettbewerb in Budapest gewann. Seitdem ist er als Pianist auf den größten Bühnen und in den bekanntesten Konzerthäusern der Welt zu Hause. Bei seinen Auftritten zieht er sein Publikum mit subtilen Interpretationen, elegantem Klang und präziser Phrasierung in seinen Bann.

Am Sonntag spielt Alexander Ullman als Gast unseres Kärntner Sinfonieorchesters Edvard Griegs Klavierkonzert a-Moll op. 16 – ein Werk, das selbst große Pianisten durchaus vor Herausforderungen stellt, wie er uns im Vorfeld verrät…

Von Beethoven über Liszt und Tschaikowski zu Rachmaninow – Sie haben bereits alle großen Klavierkonzerte des klassischen Repertoires gespielt. Vor welche Herausforderungen stellt Sie Edvard Grieg?
Griegs Klavierkonzert ist der Archetypus des virtuosen romantischen Konzerts, und das mehr als jedes andere Stück aus dem Repertoire. Ein Werk mit diesem Bekanntheitsgrad und dieser Geschichte stellt den Interpreten natürlich vor zahlreiche Herausforderungen. Die größte Schwierigkeit liegt wohl darin, die Musik auf eine Art und Weise zu präsentieren, die sie weder zu einer identen Kopie berühmter vergangener Interpretationen, noch zu einer Gegenreaktion darauf macht. Die wahre Kunst besteht vielmehr darin, eine Interpretation zu schaffen, die komplett unberührt von jeglicher Tradition bleibt, etwas vollkommen Neues. Griegs Musik hat eine Naivität, die ganz selbstverständlich verhindern kann, dass der romantische Aspekt zu viel Bedeutung bekommt. Diese Besonderheit verleiht Griegs musikalischem Schaffen eine simple Vornehmheit, die oft schwer zu fassen ist – der Versuch alleine ist jedoch schon die Anstrengung wert!

Edvard Grieg fasst in seinem Klavierkonzert den Zauber der norwegischen Natur in musikalische Bilder, das KSO lockt Sie in die Schönheiten der Landschaft Kärntens. Inspirieren Sie die Natur und das Freie bei Ihrer Kunst?
Ich bin vor kurzem nach Norwegen gezogen und habe bereits ein wenig Zeit gehabt, das Land näher kennen zu lernen. Die gewaltige Schönheit wie auch die Dramatik der Landschaft haben definitiv eine ganz besondere Anziehungskraft. Die norwegischen Berge rufen ein kraftvolles, fast hehres Gefühl von etwas Höherem hervor. Und genau das ist es auch, was die Musik der Romantik in bestem Fall widerspiegelt. Für mich ist ganz klar ersichtlich, wie die fantastischen Geschichten der Nordischen Mythologie von den extremen Bedingungen der natürlichen Umgebung geprägt wurden. Das gleiche gilt auch für Griegs musikalisches Schaffen. Ich freue mich schon darauf, ähnliche landschaftliche Entdeckungen in Kärnten zu machen!