Stefan Potzmann (35) beherrscht die Kunst der Verkleinerung: Der Klarinettist wurde für seine Arrangements für das ensemble minui für einen Opus Klassik nominiert und schreibt coronataugliche Opernfassungen.
von Marianne Fischer / Kleine Zeitung
Was macht man, wenn man ein Klarinettenquartett hat, aber nicht die passenden Stücke? Weil nämlich das, was da ist, nicht so recht gefällt und das, was gefallen würde, nicht für vier Klarinetten geschrieben ist. Stefan Potzmann hat für dieses Problem während seiner Studienzeit eine ebenso einfache wie komplexe Lösung gefunden: Er hat sich hingesetzt und eigene Arrangements geschrieben. „Ich hatte anfangs keine Ahnung von dem, was ich da gemacht habe. Ich habe einfach zugehört, Partituren gelesen, später dann auch Kollegen mit Fragen zu ihren Instrumenten gelöchert. Und so habe ich mir das Arrangieren selber Schritt für Schritt beigebracht.“
Und zwar höchst erfolgreich: Seine Opernarrangements für das ensemble minui brachten dem gebürtigen Burgenländer, der seit 2011 im Kärntner Sinfonieorchester als Klarinettist engagiert ist, im Vorjahr eine Nominierung für den deutschen Opus Klassik in der Kategorie „Komponist des Jahres“ ein. Wobei: „Das war für mich überraschend. Komponieren ist eigentlich etwas anderes, ich mache Reduzierungen“, so Potzmann bescheiden: „Ich versuche, die Grundstruktur eines Werkes beizubehalten und mich in die Denkweise des Komponisten einzufühlen.“
Wie gut der 35-Jährige das mittlerweile kann, hat sich längst bis nach Deutschland herumgesprochen: Das Staatstheater Cottbus hat im letzten Sommer bei Stefan Potzmann eine coronataugliche Fassung von Tschaikowskys Oper Mazeppa bestellt, die Ende Oktober Premiere feierte. Coronatauglich, das bedeutete Reduzierung des Orchesters von über 70 Musikern auf die erlaubten 26 Instrumentalisten: „Das war eine echte Herausforderung, denn der Opernklang soll ja erhalten bleiben. Reduziert wurde nur das Orchester, aber nicht die Sänger. Da die Balance finden ist nicht einfach. Aber wenn die Relationen stimmen, dann klingt es größer, als es tatsächlich ist“, so Potzmann, der die Bearbeitung innerhalb von sieben Wochen schaffen musste. Für die „Neue Musikzeitung“ etwa war die Produktion ein „fulminanter musikalischer Wurf“ – allerdings musste die Oper bald wieder schließen. Ähnlich wie das Stadttheater Klagenfurt, für das Potzmann mittlerweile ebenfalls coronataugliche Opernfassungen geschrieben hat. Ob sein Rigoletto, der schon am 25. Oktober Premiere feiern hätte sollen, jemals aufgeführt wird, steht in den Sternen. Bessere Chancen hat seine Fassung des Vogelhändlers, die ab 29. April auf dem Programm steht.
Den Hauptteil von Potzmanns Bearbeitungen machen aber ohnehin seine Arrangements für das von ihm initiierte ensemble minui aus – und der Name ist Programm, heißt doch „minui“ soviel wie „verkleinern“. Mit dem im letzten Jänner erschienenen CD-Debüt „Act I“ war das Ensemble beim Opus Klassik übrigens insgesamt in vier Kategorien nominiert. Der zweite Akt soll im kommenden Jänner folgen, diesmal mit Eugen Onegin, La Boheme und der Elektra. Dann, so hofft Potzmann, kann man auch wieder Konzerte spielen, denn im letzten Jahr mussten (abgesehen von einem Konzert beim „Klassik im Burghof“) alle Auftritte abgesagt werden. Immerhin ist Potzmann als Mitglied des Kärntner Sinfonieorchesters am Stadttheater Klagenfurt angestellt. Wie bitter das letzte Jahr für freie Musiker war, weiß er dennoch aus erster Hand: Seine Frau Sieglinde Größinger ist freischaffende Flötistin. Im Vorjahr hätte sie unter anderem Auftritte mit dem Concentus Musicus gehabt – sämtliche Konzerte wurden abgesagt.