Sie gehören zu jeder Produktion wie das unvermeidliche »Amen« im Gebet, und doch werden sie nur allzu oft stiefmütterlich behandelt, frei nach dem Motto »Hauptsache, sie fehlen nicht«: die Requisiten. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass es sich lohnt, ja, sogar überraschend unterhaltsam sein kann, sich den Arbeitsbereich unserer Theaterrequisiteure einmal genauer anzusehen…
Ein Gespräch mit Thomas Stingl, dem Leiter unsere Ausstattungs-Abteilung.
Als Theaterbesucher stellt man sich die Arbeit eine Requisiteurs unglaublich spannend vor: Da fließen Unmengen Kunstblut, werden Schwerter und Dolche für ihren Kampfeinsatz auf der Bühne geschärft und Bühnenfeuerwerke vorbereitet. Wie sieht die Realität aus?
Thomas Stingl: (lacht) Natürlich nicht ganz so aufregend… Die Hauptarbeit eines Requisiteurs hat viel mit Alltäglichem zu tun, der Vorbereitung von Essen, Getränken, Blumen und diversen kleinen Deko-Teilen. Aber natürlich gibt’s dann auch immer wieder spannende neue Aufgaben, wo es schon etwas mehr Gehirnschmalz braucht, um zu einer Lösung zu finden.
Was war das schrägste Ding, das ihr je gebaut habt?
Hhmmm… da gab es über die Jahre so einiges. Was mir in Erinnerung geblieben ist, ist auf jeden Fall die »Kuriositätensammlung« aus der Produktion Der junge Lord. Da waren wir damit gefordert, Tierköpfe, Schlangen und eingelegte Embryos nachzubauen – das war ziemlich skurril! Und bei der Dreigroschenoper war eine »Giftspritze« auf der Bühne im Einsatz, aus der floureszierendes »Gift« geflossen ist. Oder der große Fleischwolf von Sweeney Todd: oben kamen »Leichenteile« rein, unten dann das geschnetzelte Fleisch und jede Menge Blut raus – sowas vergisst man nicht so schnell!
Und was hat Euch technisch ganz besonders herausgefordert?
Die geflutete Bühne bei Tannhäuser zum Beispiel – alles musste dem Wasser standhalten. Oder auch die ganzen toten Tiere bei Der Alpenkönig und Menschenfeind, das ist schon ein paar Jahre her. Die waren unglaublich aufwändig, da waren gleich mehrere Abteilungen mit der Herstellung beschäftigt: Die Holzköpfe wurden im Malersaal geschnitzt, die Maskenabteilung und die Requisite haben sie beflockt und unsere Tapezierer die Felle zusammengenäht. Jahre später gab es dann mit einer dieser Gämsen bei der Walküre ein Wiedersehen auf der Bühne!
Gibt es »Acts« auf der Bühne, die komplett simpel wirken, aber sehr aufwändig in der Umsetzung sind?
Sicher! Wenn es Rosenblätter vom »Himmel« regnet z.B., die müssen nämlich einzeln oder in kleinen Mengen wirklich vom Schnürboden ganz oben per Hand ausgestreut werden. Oder Spezialeffekte wie der Feuerring, den wir bei der Walküre hatten: das war eine große Gas-Schiene, die extra für uns angefertigt werden musste. Und dann kam erst die Spielerei: wie damit umgehen, dass man wirklich einen schönen, regelmäßigen Feuerring bekommt?