Der Landesjugendchor wird zwanzig, feiert mit dem Oratorium »Elias« und steuert beim Carinthischen Sommer Kärntnerlieder bei.
Sie kommen aus dem Lesachtal, dem Lavanttal und allen Regionen dazwischen. Sie lernen ihre Noten zu Hause, organisieren selbst Regionalproben und wenn sie 26 Jahre alt werden, müssen sie ausscheiden: Schließlich heißt es »Landesjugendchor«, und der wird heuer selber schon zwanzig Jahre alt.
2005 gegründet, hat sich der Klangkörper als Projektchor des Kärntner Sängerbundes mit seinen konstant rund 50 Mitgliedern längst zu einer fixen Größe im Land entwickelt, auch wenn im Normalfall nur an vier bis fünf Wochenenden im Jahr geprobt wird. Denn, so erzählt Organisatorin Eva Hoffmann, die Mitglieder singen nicht nur oft in anderen Chören, sondern entscheiden sich auch immer wieder für die Chorleiter-Ausbildung: »Wir sind eine Art Multiplikator für die Chorszene. Eine Umfrage unter aktuellen und ehemaligen Chormitgliedern hat ergeben, dass diese in über 140 weiteren Chören dabei sind.«
Das runde Jubiläum feiert man heuer mit einem besonderen Projekt, Felix Mendelssohn Bartholdys »Elias« wird beim St. Pauler Kultursommer und den Musikwochen Millstatt aufgeführt: »So ein großes, klassisches Orchesterwerk singen wir natürlich nicht oft«, sagt Hoffmann, die im Brotberuf das Künstlerische Betriebsbüro des Stadttheaters Klagenfurt leitet. Überhaupt setzt man beim Landesjugendchor auf ein vielfältiges Repertoire von der Alten Musik bis zum Kärntnerlied. Letzteres steht bei einem weiteren Projekt heuer auf dem Programm: Nadja Kayali, Intendantin des Carinthischen Sommers, spannt den Kärntner Landesjugendchor mit der berühmten venezolanischen Pianistin Gabriela Montero zusammen, sie wird am 25. Juli über Kärntnerlieder improvisieren, die der Chor beisteuert.
Damit solch hochkarätige Programme mit kurzer Probenzeit möglich werden, braucht es ein gewisses Maß an Eigenständigkeit und musikalischer Vorbildung. Neue Mitglieder werden über ein Vorsingen, das jeweils im Herbst stattfindet, aufgenommen. Im Vorjahr etwa haben sich 25 Sängerinnen und Sänger beworben, sieben davon wurden aufgenommen: »Wichtig ist uns dabei die Balance, also ein ausgeglichener Klang«, sagt Hoffmann.
Das große Interesse liegt wohl auch daran, dass der Chor immer wieder Konzertreisen unternimmt – im Vorjahr zum Beispiel eine Tour durch Kalifornien, man war aber auch schon in Südafrika (2014) oder als einer von vier Finalisten bei der »World Choral Championship« in Tokyo (2019). Auch bei großen Chorwettbewerben hat man schon reüssiert, zuletzt mit dem Grand-Prix-Sieg bei »Sound Waves Linz« (2023).
Mit einer Neuerung würdigt man heuer übrigens einen Gründungsgedanken von Landesjugendchor-Initiator Siegi Hoffmann, aktuell Intendant des St. Pauler Kultursommers, dem es wichtig war, Jugendliche beider Volksgruppen des Landes in diesem Auswahlchor zu vereinen. »Rund ein Fünftel sind Kärntner Sloweninnen und Slowenen und das ist auch spannend, weil Leute aus dem Lesachtal oft erstmals mit Mitgliedern der slowenischen Volksgruppe in Berührung kommen«, sagt seine Tochter Eva Hoffmann. Um das auch im Namen abzubilden, nennt man sich nun Landesjugendchor Kärnten/Koroška.
Landesjugendchor Kärnten/Koroška
Landesjugendchor. Rund 55 Sängerinnen und Sänger im Alter von 16 bis 26. Künstlerisches Leitungsteam: Bernhard Wolfsgruber, Doris Aichholzer und Florian Pirolt. Organisatorische Leitung: Eva Hoffmann. Oratorium »Elias«. Dirigent: Davorin Mori. Camerata Sinfonica Austria. Solisten: Birgit Stöckler (Sopran), Christina M. Brunner (Alt), Mario Lerchenberger (Tenor), Gregor Einspieler-Springer (Bass).
15. Juni, 16 Uhr, Stiftskirche St. Paul. Karten: sanktpaulerkultursommer.at
29. Juni, 16 Uhr, Stiftskirche Millstatt. musikwochen.com
Beim Carinthischen Sommer: 25. Juli, 19.30 Uhr, Congress Center Villach. carinthischersommer.at