Der Vogelhändler
Operette von Carl Zeller / Libretto von Moritz West und Ludwig Held nach der Comédie-Vaudeville »Ce que deviennent les roses« von Victor Varin und Edmond de Biéville / Dialogfassung für das Stadttheater Klagenfurt von Aron Stiehl / Reduzierte Orchesterfassung von Stefan Potzmann
Mit dem Vogelhändler, uraufgeführt 1891 im Theater an der Wien, schufen Carl Zeller (1842-1898) und seine Librettisten eine der gelungensten Operetten ihrer Zeit, ja der Gattung insgesamt. Das liegt wohl auch daran, dass die Zutaten dieser gut gebauten musikalischen Verwechslungskomödie bühnenwirksam im perfekten Verhältnis aufeinander abgestimmt sind: viel ländliche Idylle, reichlich Volkstümlichkeit, eine starke Prise Erotik, eine gute Portion Gefühl und jede Menge eingängiger Melodien wie Ich bin die Christel von der Post und natürlich Schenkt man sich Rosen in Tirol.
Wollte man den Inhalt der populären Operette nacherzählen, käme man ganz schön ins Schleudern, wissen doch die Figuren selbst meist nicht, mit wem sie es zu tun haben. Der Vogelhändler Adam aus Tirol flirtet mit Marie, ohne zu wissen, dass es sich bei ihr in Wirklichkeit um die Kurfürstin handelt. Seine Braut, die Briefträgerin Christel, glaubt sich dem Kurfürsten gegenüber, als sie für Adam eine Beförderung zum Menagerieinspektor erwirken möchte. Aber es ist der liederliche Graf Stanislaus, der hoch verschuldete Neffe des kurfürstlichen Wald- und Wildmeisters Baron Weps, der notgedrungen in die Rolle des Kurfürsten geschlüpft ist und seine neue Position dreist ausnutzt. Am Ende jedenfalls lösen sich alle Komplikationen und Herzensangelegenheiten in Wohlgefallen auf.
Pressestimmen
Duftige Rosen aus Tirol
Entstaubte Operettenseligkeit: Stadttheater-Intendant Aron Stiehl inszeniert den »Vogelhändler« als Mitmach-Operette mit enormem Schwung und viel Witz.
(…) Aron Stiehl kann Operette, was er in der Vergangenheit hier am Haus schon hinreichend bewiesen hat: Er lässt sie mit enormem Schwung ablaufen und hat sie mit einer Fülle von Gags und viel Humor gewürzt. (…) Entzückend und schönstimmig ist Nika Gorič als Brief-Christl zu erleben (…). Paul Schweinester ist ein sympathischer Adam und darf als gebürtiger Tiroler auch so reden. Er verfügt über einen hellen, schönen Tenor (…). (…) Günter Wallner im weißen Frack, der auch den aus dem Off gut singenden Chor einstudiert hat, dirigiert akkurat und sicher das Kärntner Sinfonieorchester, das eine stark reduzierte Fassung von Stefan Potzmann – Klarinettist aus den eigenen Reihen – spielt. (…) Großer Jubel!
Herzhafte Überzeichnung mit Biss
(…) Stiehl setzt in seiner fröhlich-frechen Regie mit profundem Lokalkolorit und üppiger Pastellidylle (inklusive deutsch-österreichischer Freundschaft) auf Überzeichnung mit Biss, wenn er Toto und Christoph Wagner-Trenkwitz wie bei der Muppet-Show aus einer Loge über den spielenden, tanzenden und singenden Protagonisten kommentieren lässt. (…) Das architektonische Theater-Interieur lässt Friedrich Eggert erbaulich zum Bühnenbild werden, in dem Paul Schweinester als locker singender, herzhaft-tirolerischer Vogelhändler einen Weg sucht für eine Hochzeit mit Postbotin Christel, die durch Nika Gorič mit klangintensivem Sopran und strahlender Spielfreude jugendliche Frische versprüht. (…) Günter Wallner lässt mit coronabedingt reduziertem Orchester (Arrangement: Stefan Potzmann) und starkem Chor leichte wie romantische Seligkeit schwingen.
Bunte Ohrwurm-Revue: Carl Zellers »Der Vogelhändler« in Klagenfurt
Hausherr Aron Stiehl inszeniert mit leichter Hand und Augenzwinkern die Erfolgsoperette gekürzt und flott
Mit »Mister Opernball« Christoph Wagner-Trenkwitz als mitspielendem Erzähler und dem Hund Toto (aus dem Musical »Der Zauberer von Oz«) hatte Regisseur und Stadttheater-Intendant Aron Stiehl das amüsierte Publikum von Beginn an auf seiner Seite. (…) Das reduzierte Kärntner Sinfonieorchester unter der gut gelaunten Leitung von Günter Wallner spielte dank Drehbühne teils sichtbar, der Stadttheater-Chor blieb unsichtbar und wurde live aus dem Chorsaal übertragen. Das Sängerensemble überzeugte stimmlich und darstellerisch, allen voran der Tiroler Tenor Paul Schweinester, der den aufbrausend-charmanten Adam authentisch verkörperte. Ihm zur Seite standen Nika Gorič als quirlige Postbotin, Joo-Anne Bitter als Kurfürstin und Marian Pop als verschlagener Baron Weps. Mit der anspruchsvollen und flotten Choreografie von Sabine Arthold war das auch schauspielerisch geforderte Tanzensemble fast ständig auf der Bühne, was im Wechsel mit den gassenhauer-ähnlichen Schlagern des Stückes keine Länge aufkommen ließ (…).