Foto: Team & Ensemble La Cage aux Folles – Ein Käfig voller Narren (c) Stadttheater Klagenfurt
Nach der erfolgreichen Inszenierung von The Sound of Music im Frühjahr 2023 freuen wir uns über ein Wiedersehen mit Regisseur Andreas Gergen. Der Musical-Experte bringt Jerry Hermans La Cage aux Folles – Ein Käfig voller Narren auf die Bühne des Stadttheaters: Travestie und Diversität treffen auf homophobe Spießbürger – ein Musical mit humorvollem Blick auf ein brandaktuelles gesellschaftliches Thema. Vorstellungen bis 14. Juni 2024!
Lokalbesitzer Georges und Travestiekünstler Albin sind ein eingespieltes Liebespaar. Als Georges Sohn den erzkonservativen Eltern seiner Verlobten sein Elternhaus als heteronormatives Spießerparadies präsentieren will, wird die »Regenbogen«-Familie auf eine harte Probe gestellt. Wie geht das Paar mit dieser Situation um?
Andreas Gergen: Georges und Albin wollen ihren Sohn Jean-Michel aus vollen Kräften dabei unterstützen, sein Ziel zu erreichen. Schließlich geht es um seine große Liebe Anne und sein Lebensglück. Sie wollen ihm dabei helfen, die Eltern von Anne zu überzeugen, dass er »der Richtige« für ihre Tochter ist. Allerdings sehen die Hilfsversuche unterschiedlich aus und das birgt natürlich jede Menge komödiantischen Zündstoff. Dabei handeln beide – George und Albin – aus reiner Liebe zu ihrem (Zieh-)Sohn. Auf jeden Fall wird es sehr turbulent…
In Studien kursiert oft der Begriff »Generation Biedermeier«. Wie lässt sich die Sehnsucht einer konservativen Jugend nach Beständigkeit mit Diversität und unkonventionellen Lebensweisen vereinen?
Andreas Gergen: Genau das ist der Punkt, den Jean-Michel in unserem Musical lernen muss. Zuerst tritt er sehr rücksichtslos gegenüber Albin auf, den er am Abend des Kennenlernens der beiden so unterschiedlichen Familienmodelle schlichtweg ausladen und nicht dabei haben möchte. Zu groß ist die Angst, dass seine künftigen Schwiegereltern den exaltierten Albin ablehnen könnten. Aber im Laufe der Geschichte macht er die Erfahrung, wo sein zuhause ist und wer die Menschen sind, die ihn wirklich lieben. La Cage aus Folles ist eine Parabel über das friedliche Miteinander unterschiedlicher Lebensentwürfe – geprägt von Respekt, Akzeptanz und Liebe.
In deiner Inszenierung von The Sound of Music waren historische Authentizität und der politische Hintergrund der Familie von Trapp von großer Wichtigkeit. Kannst du auch in La Cage aux Folles an Realpolitisches anknüpfen?
Andreas Gergen: Dem Musical La Cage aus Folles Realpolitisches abzugewinnen, ist nicht schwer, denn die Thematik hat an Aktualität nicht verloren. »La Cage« entstand in einer Zeit des Umdenkens und war ein Vorreiter der Diversitätsbewegung. Auf diesem Weg befinden wir uns (leider) immer noch und das Ziel ist nicht erreicht. Reaktionäre Gegenbewegungen sehen in diesen Entwicklungen unverständlicherweise eine Gefährdung der eigenen Lebensmodelle. Öffentliche Thematisierung und Aufklärung tragen zum gegenseitigen Verständnis bei. So auch unser Musical La Cage aux Folles, denn »Liebe ist Liebe« und stellt für niemanden eine Bedrohung dar.
Der Song »I Am What I Am« avancierte zur Hymne über Selbstakzeptanz und Stolz auf die einzigartige Identität jedes*r Einzelnen. Was erwartet das Klagenfurter Publikum neben symbolträchtigen Hits außerdem noch auf der Bühne?
Andreas Gergen: Wir haben eine tolle Besetzung und eine fantastische Ausstattung von Thomas Stingl: Es wird ein aufwändiges Bühnenbild auf Broadwayniveau geben und uns in einen frivolen Nachtclub an der Côte d´Azur entführen – die Kostüme der Showgirls, den »Cagelles«, sind sinnlich und fantasievoll verspielt. Unsere Geschichte mit hinreißender Musik von Jerry Herman ist auf lustige, aber auch berührende Art und Weise ein Plädoyer für die Menschlichkeit – eine wichtige Botschaft in unserer heutigen Zeit!