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10. Dezember 2025

Drei Göttinnen für die Unterwelt

Offenbachs Operette Orpheus in der Unterwelt am Stadttheater Klagenfurt: Mit dabei sind mit Teresa Krall, Jasmin Eberl und Ina Trabesinger auch drei Kärntnerinnen. (Kleine Zeitung)

Teresa Krall
Musical und Moderation
(von Marianne Fischer)

»Ich habe mir immer Stirnfransen gewünscht, aber wegen meines Haarwirbels ist das nie gegangen. Jetzt habe ich sie endlich«, freut sich Teresa Krall über ihre blonde Perücke. Als Minerva, Göttin der Weisheit, verstärkt sie die Riege der »Jung-Götter« in der Operette Orpheus in der Unterwelt.

Die Klagenfurterin, die 2019 ihre Ausbildung zur Musicaldarstellerin am Performing Arts College in Cambridge/England abgeschlossen hat, studierte nach ihrer Rückkehr nach Österreich zunächst Betriebswirtschaft (»Ich wollte unbedingt einen Plan B haben«), bevor sie 2023 beim ORF anheuern konnte. Als Sidekick von Mike Diwald ist sie regelmäßig in der Radio-Kärnten-Morgenshow zu hören, moderiert auch an Wochenenden und ergänzt seit dem Vorjahr das »Kärnten Heute Dabei«-Team. Daneben tanzte sie in zahlreichen Produktionen der Dance Industry sowie in verschiedenen Musikvideos, unter anderem für Pizzera & Jaus und Nik P. Als am Stadttheater Klagenfurt bei Sound of Music eine Tänzerin ausfiel, sprang Krall spontan ein. »Das war stressig, aber es gibt auch einen ordentlichen Adrenalinkick«, erzählt die 27-Jährige, die danach auch bei Ein Käfig voller Narren, Sister Act und La Cenerentola zu sehen war: »Das geht sich mit den Diensten beim ORF gut aus, weil man dort sehr flexibel ist. Im November hatte ich allerdings keinen einzigen freien Tag.«

Die intensive Probenzeit habe aber trotz allem enorm viel Spaß gemacht, erzählt die begeisterte Reiterin und Snowboarderin: »Wir lachen sehr viel. Manchmal muss ich mich richtig zusammenreißen, um ernst zu bleiben. Es ist einfach eine große Freude, mit so einem tollen Team zu arbeiten.«

Ina Trabesinger
Sie ist zurück auf der Bühne
(von Thomas Cik)

»Ein 40-köpfiges Orchester, das man ohne Mikrofon übertönen muss, ein paar Kilo Silikon, damit mein Körper operettenhafter wirkt – also ganz ehrlich: Einfach war der Einstand nicht«, sagt Ina Trabesinger – mittlerweile mit einem Lachen. Denn wenngleich die Klagenfurterin auf Europas größten Musical-Bühnen daheim war: ein opulenter Theatersaal, eine Operette, klassischer Gesang, »das war dann doch viel Neuland für mich«. Eines, das sich aber stimmig anfühlt. »Ich habe zehn Jahre lang mein Instrument Stimme gewissermaßen nicht ausgepackt, jetzt mit 43-Jahren die Liebesgöttin Venus zu spielen, fühlt sich aber richtig an.« Auch ohne das üppige Silikon, das gestrichen wurde.

Dass sie ihr darstellerisches Œu­v­re nun ausweiten kann, kam für sie unerwartet. Sie war die Sophie in Mama Mia, Baby Houseman in Dirty Dancing, Tarzans Jane und Schwester Mary Robert in Sister Act – hat also jede große Rolle ihres Fachs gespielt und ist seit fünf Jahren gemeinsam mit Dirk Smiths damit ausgelastet, in ihrem Musicalzentrum Kindern Gesang und Tanz beizubringen. »Als Sister Act in Klagenfurt auf die Bühne kam, wurde ich gefragt, ob ich dem Chor ein paar Musical-Inputs geben kann – und offenbar gefiel im Stadttheater, wie ich arbeite.« Ganz ohne Casting und Audition kam die Mutter einer neunjährigen Tochter so zu ihrem Bühnen-Comeback. Gibt es so etwas wie Lampenfieber? »Das würde ich so nicht sagen, es ist vielmehr eine Lust auf diese Vorstellungen, weil sie einem das Herz auffüllen.«

Jasmin Eberl
Eine doppelte Premiere
(von Karin Waldner-Petutschnig)

Regisseur Peter Lund kennt Jasmin Eberl von ihrem Musical-Studium in Berlin. Als er bei ihr anrief, um sie zu fragen, ob sie in Offenbachs Operette »Die öffentliche Meinung« im Stadttheater singen wolle, war er überrascht, dass er seine Ex-Studentin in Klagenfurt erreichte: »Er hat gar nicht gewusst, dass ich Kärntnerin bin«“, lacht die 29-jährige Jungmutter, die nach Jahren des »Zigeunerlebens« heuer mit Mann und Tochter an den Wörthersee heimgekehrt ist.

Hinter ihr liegen deutschlandweite Auftritte in My Fair Lady, Rocky Horror Picture Show oder Chicago und immer wieder als Sally Bowles in Cabaret. Es sei Zeit, als Familie sesshaft zu werden, meint sie. Und so ist nicht nur ihr Mann, ein Opernsänger, als Quereinsteiger Lehrer in St. Paul geworden, sondern studiert auch sie selbst mittlerweile Deutsch und Sport für das Lehramt. Ihre Bühnenengagements wählt sie bewusst aus, nimmt nur an, was mit der Familie vereinbar ist. »Man hört nicht auf, Künstler zu sein«, betont die Kärntnerin und erzählt von der Herausforderung, bei Orpheus in der Unterwelt gemeinsam mit klassischen Sängern auf der Bühne zu stehen. Wenn sich am Donnerstag der Bühnenvorhang hebt, bedeutet das eine doppelte Premiere für die Klagenfurterin: Es wird das erste Mal sein, dass sie eine Rolle in einer Operette übernimmt und das erste Mal, dass sie am Stadttheater im Scheinwerferlicht stehen wird.