Tannhäuser
und der Sängerkrieg auf Wartburg / Große romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner / Libretto vom Komponisten
Die neue Spielzeit wird mit Wagners romantischer Oper Tannhäuser eröffnet. Mit der Erlösung eines Außenseiters durch die Liebe einer Frau griff Wagner in diesem Werk Themen auf, mit denen er sein ganzes künstlerisches Leben bis hin zum Parsifal immer wieder aufs Neue rang. Chefdirigent Nicholas Carter übernimmt die musikalische Leitung, die Inszenierung stammt von David Bobée. Der gefragte Wagner-Tenor Marco Jentzsch arbeitete u.a. mit Daniel Barenboim, in Klagenfurt feiert er sein Debüt in der Rolle des Tannhäuser, Joo-Anne Bitter debütiert als Elisabeth. Die Partie der Venus singt Irene Roberts, die u.a. an der Metropolitan Opera New York an der Seite von Jonas Kaufmann in Parsifal zu erleben war.
Pralle Lebenslust im Venusberg, züchtiger Minnesang auf der Wartburg, körpervernichtende Buße auf der Pilgerreise nach Rom – Tannhäuser sucht die Extreme der menschlichen Existenz, wird aber vom Überdruss nicht verschont. Nach Jahren in den Armen der Liebesgöttin Venus sucht er die Erfüllung in der geistig geprägten Liebe zu Elisabeth. Nach einem Eklat auf dem Sängerfest wird er verstoßen und muss versuchen, als Büßer die Absolution des Papstes zu erlangen. Als dieser sie ihm verweigert, scheint ein überirdischer Akt der Liebe die Erlösung zu bringen. Doch auch nach diesem utopischen Happy End bleibt das schale Gefühl, dass mehr Fragen als Antworten im Raum stehen.
Pressestimmen
Sinnesrausch zwischen Lust und Leiden
Ein fulminanter Tannhäuser eröffnete die letzte Saison von Hausherrn Florian Scholz mit poetischen Bildern und starker Musik.
Mit minutenlangen stehenden Ovationen feierte das Klagenfurter Premierenpublikum am Donnerstag die sensible und vielschichtige Inszenierung von Richard Wagners Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Viel zu erleben gibt es bei diesem optischen wie musikalischen Sinnesrausch … Dirigent Nicholas Carter gelingt eine fein differenzierte Gestaltung der Partitur. Mit dem hervorragend disponierten Kärntner Sinfonieorchester lässt er einzelne Instrumente (großartige Bläser!) immer wieder in einen intimen Dialog mit den Sängern treten …. Chor und Extrachor des Stadttheaters beeindrucken sowohl stimmlich als auch szenisch… Unter den Stimmen stechen Marco Jentzsch – als Tannhäuser zwischen Exzess und Einsamkeit – und Sebastian Wartig als unglücklich verliebter Wolfram von Eschenbach hervor. Joo-Anne Bitter ist eine zarte Elisabeth mit starken Überzeugungen und lyrischen Momenten, Irene Roberts eine kraftvolle Venus.
Sinnliche Opulenz bis zum Tod
Tannhäuser reißt es in starken Bildern und üppiger Musik zwischen ausschweifender Venus und tugendhafter Elisabeth hin und her. Mitgerissen wird das Publikum in vier spannungsgeladenen Stunden. … Regisseur David Bobée durchflutet mit monumentalem Bühnenbild und den apart-eleganten Kostümen von Axel Aust durch Reduktion und markant-eindringlichen Szenen die überbordend dramatische Romantik Wagners sinnbildlich, wenn Wasser und Blut fließen. In klangstark flirrende Spannung versetzt Nicholas Carter das KSO, Günter Wallners Chor steuert ultimative Opulenz bei. Ein imposanter Auftakt mit unvergesslichen Bildern und Standing Ovations.
Eine versteinerte Gesellschaft hat keinen Platz für Freiheit
Chefdirigent Nicholas Carter macht von den ersten Tönen an klar, dass er einen fluiden Klanggestus mit feinen, dramaturgisch jederzeit signifikanten Mischungen bevorzugt. Das Kärntner Sinfonieorchester ist bereit, ihn mit höchster Aufmerksamkeit und Spannkraft, dazu mit Tonschönheit im Kollektiv und in vielen, vor allem bläserischen Einzelheiten und formidabel gerundeter Musizierkultur zu geben. (…) So kann Chorleiter Günter Wallner selbst noch im fein gesponnenen Pianissimo eine fast magische homogene Fülle des Wohllauts erzeugen lassen, aus dem sich wirkmächtige Steigerungen entwickeln.
Aber auch solistisch überzeugen die Leistungen. Marco Jentzsch (…) fügt nun die schwierige Partie des Tannhäuser ohne Schwere in sein Portfolio ein. Er denkt Tannhäuser hörbar von der Liedlyrik her, kann also die Figur vokal äußerst textverständlich erzählen bis hin zu beachtlich ausgespielten Reserven in der heiklen Romerzählung. Man hört ihm so gern zu wie den anderen Sängerkriegern auf der Wartburg: Sebastian Wartig als elegant phrasierendem Wolfram, Samuel Levine als markantem Walther von der Vogelweide, Leonard Bernad als punktgenau artikulierendem Biterolf. Luciano Batinić zeigt als Landgraf Hermann standfeste Autorität. Rotgolden glüht Irene Roberts‘ dramatischer Sopran als Venus auf, gut geerdet ohne überirdischen Heiligenschein zeigt Joo-Anne Bitter Elisabeth als nicht nur still-duldende Liebende.
„Tannhäuser“ in Klagenfurt: Ein Sängerkrieg oder der nutzlose Tod
(…) Nicholas Carter feiert jedes Detail, jedes Crescendo, jede verzögernde Pause, jeden Befreiungsschlag der Becken mit innigster Einfühlung. Marco Jentzsch erfüllt die Titelpartie mit allen Facetten der Leidenschaft wie der Gewissensqualen. (…) Eigentlich aber liegt der Fokus der Produktion auf den beiden Frauen, nicht mehr als Entweder-oder, überhöht oder verdammt, sondern als ein einziges Bild der Frau, erweitert um das, was Männer daran bisher unterdrücken wollten. Dafür singen sich Joo-Anne Bitters Elisabeth und Irene Roberts Venus sehr verführerisch die Seele aus dem Leib.
(…) Musikalisch kann das Vorhaben als sehr gelungen bezeichnet werden. Das liegt einmal am Kärntner Sinfonieorchester unter Nicholas Carter (…). Der Chefdirigent lässt das Werk mit detailreichen, flimmernden, sinnlich erregten, aber auch weihevollen Klängen und ausgewogener Balance musizieren. Das liegt aber auch am
sehr gut besetzten Sängerensemble: Marco Jentzsch, der bereits an größeren deutschen Häusern als Erik, Froh, Lohengrin und Parsifal reüssierte, punktet in der schweren Partie des Titelhelden mit Höhensicherheit und differenziertem Ausdruck. Vor allem seine „Romerzählung“ geht unter die Haut. Sebastian Wartig ist ein edler
Wolfram mit wunderbarem Timbre, besonders die herrliche Arie „O du mein holder Abendstern“ gelingt ihm vortrefflich. Luciano Batinic hört man als Landgraf mit weichem Timbre. Joo-Anne Bitter singt eine facettenreiche Elisabeth mit innigem aber auch jubelndem Ausdruck. Exzessiv klingt die Venus der Irene Roberts. Auch die vielen kleineren Partien sind gut besetzt. Mit großer Ausgewogenheit, feinsten Piani aber auch enormer Stimmgewalt singt der Chor des Hauses (Einstudierung: Günter Wallner). (…)